Aussendung vom 22.09.2025
Wiener Neustadt, 22. September 2025 – Ein Blick in die Speisekarte, ein Klick auf die Website: Immer häufiger stoßen Restaurantgäste auf Symbole oder Hinweise, die verraten, dass überschüssige Lebensmittel nicht im Müll landen, sondern sinnvoll weitergegeben werden. Diese sogenannten Food-Sharing-Labels sind mehr als nur ein gutes Gewissen für die Gäste - sie können maßgeblich beeinflussen, ob ein Lokal besucht oder weiterempfohlen wird.
Das zeigt eine aktuelle Publikation im British Food Journal von Sandra Holub, wissenschaftlicher Mitarbeiterin am Institut für Marketing der FH Wiener Neustadt sowie Marion Garaus, Vizerektorin für Forschung und Professorin für Wirtschaftspsychologie an der SFU Wien und Christian Garaus, Leiter des Instituts für Marketing und Innovation der BOKU Wien.
Nachhaltigkeit trifft auf Konsumverhalten
„Unsere Motivation war zweifach: Zum einen ist Lebensmittelverschwendung ein drängendes globales Problem. Nicht nur Privatpersonen, sondern auch Restaurants spielen dabei eine erhebliche Rolle, insbesondere in entwickelten Ländern. Zum anderen beobachten wir einen gesellschaftlichen Wandel hin zu mehr Umweltbewusstsein und sozialem Engagement bei Konsumentinnen und Konsumenten“, erklärt Holub.
Untersucht wurde, ob und wie sich Restaurants durch gezielte Kommunikation ihrer Nachhaltigkeitspraktiken, etwa durch Food-Sharing-Labels, positiv auf das Konsumverhalten können.
Zwei Experimente, klare Ergebnisse
Das Forschungsteam führte zwei Online-Experimente mit insgesamt über 370 Probandinnen und Probanden durch. Im ersten Experiment wurde getestet, ob die bloße Präsenz eines Food-Sharing-Labels auf einer Restaurant-Website die Besuchs- und Weiterempfehlungsabsicht beeinflusst. Im zweiten Experiment wurde genauer untersucht, welche psychologischen Prozesse hinter der Wirkung der Labels stehen.
Die Ergebnisse zeigen: Food-Sharing-Labels können das Verhalten von Konsumentinnen und Konsumenten positiv beeinflussen – insbesondere dann, wenn sie mit hochdiagnostischen Informationen verknüpft sind. Die Labels wecken Neugier, was wiederum zu einer höheren Absicht führt, das Restaurant zu besuchen oder weiterzuempfehlen. Ist die Information jedoch wenig aussagekräftig oder vage, verpufft dieser Effekt.
Kommunikation ist der Schlüssel
Für die Praxis bedeutet das, dass Nachhaltigkeitsinitiativen transparent und überzeugend vermittelt werden müssen. Allgemeine Aussagen wie „Wir retten Lebensmittel“ reichen nicht aus.
„Besonders interessant ist das Ergebnis, dass psychologische Mechanismen - insbesondere Neugier - eine zentrale Rolle bei der Wirkung von Food-Sharing-Initiativen spielen. Konsumentinnen und Konsumenten reagieren nur dann positiv, wenn die Informationen klar, nachvollziehbar und glaubwürdig sind. Das unterstreicht die Bedeutung gezielter Kommunikation für nachhaltiges Handeln in der Gastronomie“, so Marion Garaus.
Ein Teil der Sharing-Economy
Neben dem psychologischen Mechanismus der Neugier verweist die Studie auch auf die gesamtgesellschaftliche Dimension. Lebensmittelverschwendung hat enorme ökologische, ökonomische und soziale Kosten. Die Forschenden ordnen Food-Sharing-Initiativen der sogenannten Sharing Economy zu - also Modellen, die auf gemeinsamer Nutzung und Weitergabe von Ressourcen beruhen.
„Für uns war es großartig zu sehen, wie Food-Sharing als Teil der Sharing Economy - ein Thema, mit dem sich Sandra, Marion und ich schon länger beschäftigen - einen wichtigen Beitrag leisten kann, um diese Herausforderungen anzugehen“, so Christian Garaus abschließend.