Aussendung vom 23.05.2025

Kalte Empathie: Die unterschätzte Strategie sozialer Intelligenz

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Kalte Empathie: Die unterschätzte Strategie sozialer Intelligenz

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Empathie gilt als Grundpfeiler funktionierender Beziehungen – im Privatleben ebenso wie im Beruf. Doch was, wenn empathisches Verstehen nicht zur Unterstützung, sondern zur gezielten Manipulation genutzt wird? Privatdozent Dr. Michael W. Busch, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Entrepreneurship und Management an der Fachhochschule Wiener Neustadt (FHWN), beleuchtet in einem aktuellen Fachbeitrag genau diese wenig bekannte Seite der Empathie: die kognitive Empathie.

Wiener Neustadt, 23. Mai 2025 – Gemeinhin wird das Wort Empathie im deutschen Sprachgebrauch ausschließlich positiv konnotiert – es kann mit „Einfühlungsvermögen“ übersetzt werden und beschreibt, wie sich Menschen in die Position anderer versetzen können und daraus ableiten, wie Mitmenschen in verschiedenen Situationen am besten geholfen werden kann.

„Genau genommen beschreibt das aber nur einen Teil von Empathie – nämlich die emotionale Empathie. Die so genannte kognitive Empathie beschreibt die Fähigkeit, andere Menschen rational zu durchschauen, ihr Verhalten vorherzusehen und dieses Wissen gezielt einzusetzen. Anders als emotionale Empathie, die Mitgefühl und Mitfreude umfasst, kann die kalte Variante auch zur strategischen Einflussnahme und Manipulation führen – etwa in Verhandlungssituationen, Führungsrollen oder im digitalen Raum“, erklärt Michael Busch. Der wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Entrepreneurship und Management beschäftigte sich für ein Paper eindringlich mit dem Thema und der stark unterschätzten Kraft der kognitiven Empathie.

TikTok-Prediger, Karrierestrategen, Maskenträger

„Es macht einen Unterschied, ob ich mein Gegenüber verstehen will, um zu helfen – oder um seine Schwächen für eigene Zwecke auszunutzen“, betont Busch. Diese Unterscheidung sei entscheidend für einen reflektierten Umgang mit Empathie im Alltag und Beruf.

Um das zu untermauern, führt Busch drastische Beispiele an: Von Hasspredigern auf Social Media, die das Bedürfnis junger Menschen nach Zugehörigkeit instrumentalisieren, bis hin zu Karrierestrategen, die emotionale Intelligenz gezielt vortäuschen, um schneller aufzusteigen. „Manche Menschen nutzen kognitive Empathie als Karrierebooster – Werte und Mitgefühl werden dabei nur inszeniert“, so Busch.

Auch im unternehmerischen Umfeld begegne man kalter Empathie regelmäßig – ob im Vorstellungsgespräch, bei der Selbstvermarktung auf LinkedIn oder in Meeting-Dynamiken.

Gefährliches Ungleichgewicht: Wenn kalte Empathie überwiegt

Busch plädiert dafür, sich mit der eigenen empathischen Haltung kritisch auseinanderzusetzen: „Wie selbstlos bin ich wirklich? Wie oft sehe ich andere nur als Mittel zum Zweck?“ Gleichzeitig warnt er davor, die manipulative Wirkung kalter Empathie bei anderen zu unterschätzen – besonders im Umgang mit narzisstischen oder psychopathischen Persönlichkeiten. „Ohne den ausgleichenden Einfluss emotionaler Empathie droht das soziale Miteinander zu einer Bühne taktischer Vorteilsnahme zu verkommen.“

Forschungsinstrumente zur Messung kognitiver Empathie existieren bereits – etwa der Interpersonal Reactivity Index oder die TOP-Skala im deutschsprachigen Raum. Sie helfen dabei, typische Merkmale der sogenannten „Dunklen Triade“ – Narzissmus, Machiavellismus, Psychopathie – zu erfassen. Busch fordert, solche Instrumente stärker in Führungskräfteentwicklung, Auswahlprozesse und Coaching zu integrieren. Profitieren würden davon nicht nur Unternehmer und Mitarbeitende, sondern am Ende auch die Allgemeinheit.

„Eine Gesellschaft, die auf langfristigen Zusammenhalt setzt, braucht emotionale Empathie als Gegengewicht zur kognitiven“, resümiert Busch. Der reflektierte Umgang mit dieser Ambivalenz sei essenziell – im Privaten ebenso wie im beruflichen Kontext.

Die komplette Abhandlung zum Thema von Michael Busch finden Sie hier

Die Fachhochschule Wiener Neustadt, Campus Tulln
Die FH Wiener Neustadt zählt zu den Top-Bildungseinrichtungen des Landes und ist Gestalter sowie Vorbild am heimischen FH-Sektor. Mittels praxisnaher Ausbildung, internationaler Vernetzung und innovativer Forschungsarbeit werden gefragte Persönlichkeiten ausgebildet. Aktuell bietet die FH Wiener Neustadt an den fünf Standorten in Wiener Neustadt, Wieselburg, Tulln, Wien und Salzburg insgesamt 47 Studiengänge an den fünf Fakultäten Wirtschaft, Technik, Gesundheit, Sport und Sicherheit an. Dies eröffnet den mehr als 4.500 Studierenden eine Vielzahl an Karriereperspektiven. Mehr als 500 MitarbeiterInnen und rund 1.000 ReferentInnen sorgen dabei für die hohe Praxisrelevanz der Ausbildung und einen modernen sowie effizienten Lehrbetrieb.

Am Biotech Campus Tulln sind Lehre, Forschung und Wirtschaft optimal vernetzt. Ideal zur Nutzung von Synergien, sowohl für die ForscherInnen vor Ort und die Studierenden der drei FH-Studiengänge im Bereich ‚Biotechnischer Verfahren‘ und ‚Bio Data Science‘, als auch für Kooperationspartner aus der Wirtschaft. Mit der Realisierung des Hauses der Digitalisierung am FH-Campus Tulln durch das Land Niederösterreich etabliert sich der Standort weiter als zentrale Anlaufstelle in Sachen Digitalisierung, Forschung und Innovation.

tulln.fhwn.ac.at
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Johannes Dosek
Mag. Johannes Dosek

Teamkoordinator Newsroom & PR
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