Aussendung vom 28.11.2022

Der Verlust der Selbstkontrolle beim Freiwurf: Auszeichnung für FHWN-Studentin

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(Spitzen)-Sport und Psychologie sind mittlerweile untrennbar verbunden, die Wissenschaft beschäftigt sich bereits seit Jahren mit verschiedenen psychologischen Phänomenen im Profisport. Die FHWN-Studentin Julia Derkits untersuchte in ihrer Master-Arbeit die Frage, warum Sportlerinnen und Sportler Aktionen, die sie tausendfach trainiert haben, plötzlich schlecht ausführen

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(Spitzen)-Sport und Psychologie sind mittlerweile untrennbar verbunden, die Wissenschaft beschäftigt sich bereits seit Jahren mit verschiedenen psychologischen Phänomenen im Profisport. Die FHWN-Studentin Julia Derkits untersuchte in ihrer Master-Arbeit die Frage, warum Sportlerinnen und Sportler Aktionen, die sie tausendfach trainiert haben, plötzlich schlecht ausführen

Wiener Neustadt, 28.November – Es ist ein Gedanke, der jedem Sportfan schon einmal durch den Kopf gegangen ist: Wie kann ein Vollprofi, der Tag für Tag stundenlang trainiert, eine vielfach geübte Aufgabe wie einen Elfmeter im Fußball oder einen Freiwurf im Basketball in einem wichtigen Moment plötzlich vergeben? Diese Frage versuchte FHWN-Studentin Julia Derkits im Rahmen ihrer Master-Arbeit akademisch zu beantworten – und erlangte viele wertvolle Erkenntnisse. Das wurde auch an anderer Stelle registriert: Für ihre Untersuchung wurde die 25-Jährige Wiener Neustädterin mit einem von 15 Leistungsstipendien der Windhag-Stipendienstiftung belohnt.

Sie beschäftigte sich mit der Frage, inwieweit eine durch eine kognitive Aufgabe initiierte Erschöpfung der Selbstkontrollressourcen die Ausführung einer Bewegungsaufgabe (Freiwurf) bei Basketballspielerinnen und -spielern beeinflusst und konnte durch ihre Studie einen Nachweis für den so genannten Ego Depletion Effekt erbringen.

Willenskraft ist nicht unendlich

Vereinfacht gesagt zeigt der Effekt, dass Menschen die Fähigkeit der Selbstkontrolle nicht beliebig lang einsetzen können. Im Profisport ist von den Spielerinnen und Spielern über einen ganzen Wettkampf ständig Selbstkontrolle gefordert – beispielsweise, um sich nicht von Fans ablenken zu lassen, Anweisungen des Trainerteams umzusetzen oder taktische Aufgaben zu erfüllen.

Doch der Selbstkontrollkraft-Speicher ist begrenzt – sobald dieser teilweise geleer t ist, gerät ein Spieler oder eine Spielerin in den Zustand der Ego Depletion. „Wenn das passiert, können wir bei einer komplett anderen und deshalb bereichsübergreifenden Aufgabe wie einem Freiwurf, die Selbstkontrolle und Willenskraft erfordert, diese nicht mehr aufbringen. Durch die fehlende Willenskraft wird die Leistung schlechter“, erklärt Derkits den Effekt, den sie experimentell nachgewiesen hat.

Geistige Aufgaben erschweren körperliche Höchstleistung

In den Tests absolvierten zuerst alle Personen eine Freiwurfaufgabe. Im Anschluss wurden die Probanden in zwei Gruppen eingeteilt, von denen eine vor der nächsten Freiwurfaufgabe eine kognitive Aufgabe (einen Text abzuschreiben) bearbeitete, welche ihre Selbstkontrollressource erschöpfen sollte. Die zweite Gruppe fungierte als Kontrollgruppe und bearbeitete eine kognitive Aufgabe, die nicht die Selbstkontrollressource erschöpft. „Einfach erklärt mussten, beide Gruppen einen simplen Text abschreiben. Die Kontrollgruppe erhielt jedoch eine Sonderaufgabe, was diesen einfach wirkenden Task herausfordernd machte“, so die FH-Studentin.

Es konnte gezeigt werden, dass sich die Gruppe, bei der die Selbstkontrollressource erschöpft wurde, im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant in der Trefferanzahl in der Freiwurfaufgabe verschlechterte. „Das bedeutet, dass eine Aufgabe bei der Selbstkontrolle erforderlich ist, die Bearbeitung einer nachfolgenden Aufgabe negativ beeinflusst. Die Ergebnisse meiner Studie sind ein weiterer empirischer Beleg für den in der Literatur viel diskutierten und in verschiedenen Kontexten untersuchten Ego Depletion Effekt“, erklärt Derkits.

Großer Erfolg

Für die Erkenntnisse und das präzise Arbeiten im Rahmen ihrer Master-Arbeit erhielt Julia Derkits eines von 15 Leistungsstipendien der Windhag-Stipendienstiftung - Verliehen wurde selbige auf Schloss Ottenstein. „Dazu möchten wir ihr herzlichst gratulieren. Da die Betreuung der Arbeiten an der Fakultät Sport der FHWN einen sehr hohen Stellenwert einnimmt, freut uns das umso mehr“, meinen Fakultäts- und Studiengangsleiter Alfred Nimmerichter und der wissenschaftliche Mitarbeiter Michael Methlagl, der die ausgezeichnete Abschlussarbeit als Betreuer begleitete. Den Master-Studiengang Training & Sport hat Derkits nun erfolgreich abgeschlossen und widmet sich nun dem Bachelor-Studium der Physiotherapie, welches sie bereits während des Masterstudiums begonnen hat.

Die Fachhochschule Wiener Neustadt
Die FH Wiener Neustadt zählt zu den Top-Bildungseinrichtungen des Landes und ist Gestalter sowie Vorbild am heimischen FH-Sektor. Mittels praxisnaher Ausbildung, internationaler Vernetzungen und innovativer Forschungsarbeit werden gefragte Persönlichkeiten ausgebildet. Aktuell bietet die FH Wiener Neustadt an den fünf Standorten in Wiener Neustadt, Wieselburg, Tulln, Wien und Salzburg insgesamt 47 Studiengänge an den fünf Fakultäten Wirtschaft, Technik, Gesundheit, Sport und Sicherheit an. Dies eröffnet den mehr als 4.500 Studierenden eine Vielzahl an Karriereperspektiven. Mehr als 500 MitarbeiterInnen und rund 1.000 ReferentInnen sorgen dabei für die hohe Praxisrelevanz der Ausbildung und einen modernen sowie effizienten Lehrbetrieb. Die FH Wiener Neustadt verfügt über ein eigenes, preisgekröntes Forschungsunternehmen – die FOTEC Forschungs- und Technologietransfer GmbH – und kooperiert mit rund 100 Partnerhochschulen weltweit. Die FHI (Fachhochschul-Immobiliengesellschaft der FHWN) realisierte in den vergangenen Jahren zahlreiche Leuchtturm-Projekte auf internationalem Top-Level, wie den Bau des Hauses der Digitalisierung am Biotech Campus Tulln, den City Campus Wiener Neustadt oder sämtliche Campuserweiterungen. Der Campus Wieselburg gilt als Hotspot für Nachhaltigkeit, Sustainable Innovation und als Zentrum für Marketing und Consumer Science. Der Biotech-Campus Tulln etabliert sich zunehmend als zentrale Anlaufstelle in Sachen Forschung, Innovation und Digitalisierung. Neben der laufenden Weiterentwicklung des Studienangebots und der aktiven Vernetzung durch internationale Kooperationen, sind die Eröffnung des Innovation Labs in Wiener Neustadt und die Implementierung des Instituts für Nachhaltigkeit wesentliche Meilensteine im Ausbau der FHWN sowie des Wissenschaftsstandortes Niederösterreich.

fhwn.ac.at

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