Der Verlust der Selbstkontrolle beim Freiwurf: Auszeichnung für FHWN-Studentin Wiener Neustadt, 28.November – Es ist ein Gedanke, der jedem Sportfan schon einmal durch den Kopf gegangen ist: Wie kann ein Vollprofi, der Tag für Tag stundenlang trainiert, eine vielfach geübte Aufgabe wie einen Elfmeter im Fußball oder einen Freiwurf im Basketball in einem wichtigen Moment plötzlich vergeben? Diese Frage versuchte FHWN-Studentin Julia Derkits im Rahmen ihrer Master-Arbeit akademisch zu beantworten – und erlangte viele wertvolle Erkenntnisse. Das wurde auch an anderer Stelle registriert: Für ihre Untersuchung wurde die 25-Jährige Wiener Neustädterin mit einem von 15 Leistungsstipendien der Windhag-Stipendienstiftung belohnt. Sie beschäftigte sich mit der Frage, inwieweit eine durch eine kognitive Aufgabe initiierte Erschöpfung der Selbstkontrollressourcen die Ausführung einer Bewegungsaufgabe (Freiwurf) bei Basketballspielerinnen und -spielern beeinflusst und konnte durch ihre Studie einen Nachweis für den so genannten Ego Depletion Effekt erbringen. Willenskraft ist nicht unendlich Vereinfacht gesagt zeigt der Effekt, dass Menschen die Fähigkeit der Selbstkontrolle nicht beliebig lang einsetzen können. Im Profisport ist von den Spielerinnen und Spielern über einen ganzen Wettkampf ständig Selbstkontrolle gefordert – beispielsweise, um sich nicht von Fans ablenken zu lassen, Anweisungen des Trainerteams umzusetzen oder taktische Aufgaben zu erfüllen. Doch der Selbstkontrollkraft-Speicher ist begrenzt – sobald dieser teilweise geleer t ist, gerät ein Spieler oder eine Spielerin in den Zustand der Ego Depletion. „Wenn das passiert, können wir bei einer komplett anderen und deshalb bereichsübergreifenden Aufgabe wie einem Freiwurf, die Selbstkontrolle und Willenskraft erfordert, diese nicht mehr aufbringen. Durch die fehlende Willenskraft wird die Leistung schlechter“, erklärt Derkits den Effekt, den sie experimentell nachgewiesen hat. Geistige Aufgaben erschweren körperliche Höchstleistung In den Tests absolvierten zuerst alle Personen eine Freiwurfaufgabe. Im Anschluss wurden die Probanden in zwei Gruppen eingeteilt, von denen eine vor der nächsten Freiwurfaufgabe eine kognitive Aufgabe (einen Text abzuschreiben) bearbeitete, welche ihre Selbstkontrollressource erschöpfen sollte. Die zweite Gruppe fungierte als Kontrollgruppe und bearbeitete eine kognitive Aufgabe, die nicht die Selbstkontrollressource erschöpft. „Einfach erklärt mussten, beide Gruppen einen simplen Text abschreiben. Die Kontrollgruppe erhielt jedoch eine Sonderaufgabe, was diesen einfach wirkenden Task herausfordernd machte“, so die FH-Studentin. Es konnte gezeigt werden, dass sich die Gruppe, bei der die Selbstkontrollressource erschöpft wurde, im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant in der Trefferanzahl in der Freiwurfaufgabe verschlechterte. „Das bedeutet, dass eine Aufgabe bei der Selbstkontrolle erforderlich ist, die Bearbeitung einer nachfolgenden Aufgabe negativ beeinflusst. Die Ergebnisse meiner Studie sind ein weiterer empirischer Beleg für den in der Literatur viel diskutierten und in verschiedenen Kontexten untersuchten Ego Depletion Effekt“, erklärt Derkits. Großer Erfolg Für die Erkenntnisse und das präzise Arbeiten im Rahmen ihrer Master-Arbeit erhielt Julia Derkits eines von 15 Leistungsstipendien der Windhag-Stipendienstiftung - Verliehen wurde selbige auf Schloss Ottenstein. „Dazu möchten wir ihr herzlichst gratulieren. Da die Betreuung der Arbeiten an der Fakultät Sport der FHWN einen sehr hohen Stellenwert einnimmt, freut uns das umso mehr“, meinen Fakultäts- und Studiengangsleiter Alfred Nimmerichter und der wissenschaftliche Mitarbeiter Michael Methlagl, der die ausgezeichnete Abschlussarbeit als Betreuer begleitete. Den Master-Studiengang Training & Sport hat Derkits nun erfolgreich abgeschlossen und widmet sich nun dem Bachelor-Studium der Physiotherapie, welches sie bereits während des Masterstudiums begonnen hat.