Aussendung vom 08.10.2025
Wieselburg, 8. Oktober 2025 – Ein vertrauter Duft in der Hotel-Lobby oder das Knacken einer Schokolade beim ersten Biss. Sofort stellt sich ein Gefühl von Vertrautheit ein. Solche Sinneseindrücke entscheiden oft unbewusst darüber, ob wir einer Marke vertrauen und ein Produkt wiederkaufen. Genau diese Mechanismen untersucht und lehrt die FHWN am Campus Wieselburg.
„Sensorik spielt heute für Unternehmen eine zentrale Rolle. Produkte und Marken werden mit unseren Sinnen wahrgenommen. Sie entscheiden, ob Konsumentinnen und Konsumenten ein Produkt in Erinnerung behalten und ob es gekauft und weiterempfohlen wird. Nicht umsonst heißt es: Sensory is business!“, erklärt Roswitha Enzelberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin Fachbereich Lebensmittelwissenschaften.
Markenwahrnehmung durch die Sinne
Rund zwei Drittel unserer Gehirnleistung sind auf das Sehen ausgerichtet. Doch Gerüche entfalten oft eine noch stärkere Wirkung, da sie unmittelbar mit unserem Emotionszentrum verbunden sind. Marken, die gezielt mehrere Sinne ansprechen, prägen sich dadurch deutlich nachhaltiger ein. Schon ein charakteristischer Hotelduft oder die besondere Haptik einer Verpackung können ein starkes Gefühl von Vertrautheit hervorrufen.
Sensorische Analysen ermöglichen es, Produkte präzise zu beschreiben und zu bewerten, um dadurch besser auf die Bedürfnisse von Konsumentinnen und Konsumenten einzugehen. „Manche Produkte schneiden in Blindverkostungen hervorragend ab, verkaufen sich aber nicht, weil das Marketing nicht stimmig ist. Genau hier kann Sensorik ansetzen“, so Enzelberger. Sensorik hilft, Konsumentenerwartungen zu identifizieren, in messbare Erfolgsfaktoren zu übersetzen und die Umsetzung kontinuierlich zu überprüfen.
Wiedererkennung, Vertrauen & Geborgenheit
Neben der sensorischen Analyse eröffnet auch das Sensory Branding neue Möglichkeiten für Unternehmen. Darunter versteht man die gezielte Gestaltung von Sinneseindrücken, die untrennbar mit einer Marke verbunden sind – zum Beispiel der typische Klang eines Rasierers. Solche Signaturen sprechen Emotionen direkt an und verankern sich im Gedächtnis. Werden mehrere Sinne kombiniert, verstärkt sich der Effekt: Marken gewinnen an Wiedererkennung, schaffen Vertrauen und fördern langfristige Markentreue.
Wie stark Sinneseindrücke Marken beeinflussen, zeigt das Beispiel einer Fluglinie: Sie setzte früh auf die Beduftung ihrer Kabinen, ergänzt durch ein charakteristisches Parfum der Crew. In Befragungen zeigte sich, dass das Vertrauen der Passagiere spürbar stieg – obwohl die objektive Sicherheit nicht höher war als bei der Konkurrenz. Laut Enzelberger entstehe durch solche Reize ein regelrechter „Coming-home-Effekt“: Wer öfter mit der Airline flog, verband den vertrauten Duft automatisch mit Verlässlichkeit und Geborgenheit.
Sensorische Talente in Wieselburg
Am Campus Wieselburg erhalten Studierende eine praxisnahe Ausbildung in Sensorik. Ein nach ISO-Norm ausgestattetes Labor bietet Raum für Forschungs- und Praxisprojekte, mit besonderem Fokus auf sensorischen Schnellmethoden, die vor allem kleinen und mittleren Unternehmen zugutekommen. Zudem besteht die österreichweit einzigartige Möglichkeit, die Zusatzausbildung zur zertifizierten DLG-Sensorikmanagerin junior zu absolvieren.
Heuer konnten 35 Teilnehmende die Zusatzausbildung erfolgreich abschließen. Neben Studierenden und Absolventinnen und Absolventen der Studiengänge „Lebensmittelproduktentwicklung & Ressourcenmanagement“ sowie „Consumer Research & Data Driven Marketing“ nahmen erstmals auch Studierende der FH Joanneum teil. Das sei ein erfreulicher Beleg für die wachsende Bedeutung der Sensorik-Ausbildung, betont Kathrin Heim, ebenfalls wissenschaftliche Mitarbeiterin Fachbereich Lebensmittelwissenschaften.