Aussendung vom 21.02.2025
Wiener Neustadt/ Wieselburg, 21. Februar 2025 – Müssen wir programmieren können, um mit Künstlicher Intelligenz zu arbeiten? Wie erkennen wir vertrauenswürdige KI-Ergebnisse? Welche Verantwortung tragen wir bei KI-gestützten Entscheidungen? Mit der wachsenden Bedeutung von KI in Wirtschaft, Gesellschaft und Industrie wird KI-Kompetenz zur Schlüsselqualifikation – nicht nur für Entwicklerinnen und Entwickler, sondern auch für Anwenderinnen und Anwender. Die FH Wiener Neustadt beschäftigt sich mit diesen Fragen und deren Integration in die Hochschullehre.
Seit Anfang Februar sind Unternehmen laut EU-KI-Verordnung, verpflichtet, sicherzustellen, dass Mitarbeitende über notwendige KI-Kenntnisse verfügen. „Viele Unternehmen wissen nicht, dass die KI-Kompetenz im EU AI Act geregelt wird und diese nun in Kraft tritt. Es ist entscheidend, frühzeitig Awareness zu schaffen und zu klären, was KI-Kompetenz für die jeweiligen Anwendungsfälle bedeutet“, erklärt Julia Eisner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Marketing der FHWN und Teamlead für AI Literacy im Netzwerk Women in AI. Auch die österreichische KI-Strategie setzt verstärkt auf die Förderung dieser Kompetenzen in Hochschulen und interdisziplinäre Kooperationen zwischen Technik, Geistes- und Sozialwissenschaften.
Fachspezifische Skills statt Einheitswissen
Aufgrund der großen Diversität des Studienangebots an der FHWN kann es keine einheitliche Schulung für alle Studierenden geben. „KI-Kompetenz setzt nicht zwingend Programmierkenntnisse oder ein tiefgehendes Verständnis von Algorithmen und maschinellem Lernen voraus“, erklärt Eisner. Während technische Studierende sich mit mathematischen und technologischen Aspekten der KI auseinandersetzen, sind für jene im Marketing andere Fähigkeiten entscheidend.
Besonders wichtig ist laut Eisner der kritische Umgang mit generativer KI. „Viele Studierende nutzen bereits KI-Tools wie ChatGPT, aber die entscheidende Frage ist: Was können generative KI-Tools leisten, wo liegen ihre Grenzen und welche gesellschaftlichen Risiken bringen sie mit sich?“ Zudem betont die Sozialwissenschaftlerin, dass Data Literacy – also das Verständnis für die Datafizierung und deren Folgen – eine essenzielle Grundlage für eine informierte Auseinandersetzung mit KI bildet.
Ebenso zentral sei die Fähigkeit, KI-generierte Inhalte zu hinterfragen sowie Verzerrungen in den Ergebnissen zu erkennen. „Studierende sollten KI-Tools in konkreten Anwendungsfällen nutzen und gleichzeitig durch Reflexion und Feedback ihre eigenen Kompetenzen weiterentwickeln – denn KI kann den Menschen nicht ersetzen, vielmehr wird die Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI in Zukunft unerlässlich“, fasst Eisner zusammen.
Effizienz steigern, Kreativität bewahren
In der Lehrveranstaltung Customer Touchpoint Management im Master-Studiengang „Business Development & Sales Management“ wird KI gezielt als unterstützendes Element eingesetzt, um Studierenden praxisnahe Einblicke in moderne Marketingmethoden zu ermöglichen. „Die Studierenden erstellten mit Hilfe von generativer KI Inhalte für die Bereiche E-Mail-Marketing und Social Media. Diese wurden nicht nur kritisch überprüft, sondern auch gezielt auf die Bedürfnisse ihrer jeweiligen Zielgruppen abgestimmt“, erzählt Michaela Pehm, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Marketing.
Die Arbeit mit KI ermöglichte den Studierenden nicht nur eine Arbeitserleichterung, sondern auch eine Vielzahl an Nutzerprofilen zu entwickeln und auf deren Spezifika einzugehen. „Künstliche Intelligenz ist ein integraler Bestandteil des modernen Marketings und als solches nicht mehr wegzudenken“, so Pehm. Gleichzeitig sei es wichtig, dass Studierende ihre kreative Denkweise beibehalten.
Eisner hebt die Bedeutung interdisziplinärer Zusammenarbeit hervor: „Wenn technische und wirtschaftliche Studierende gemeinsam an KI-gestützten Projekten arbeiten, profitieren beide Seiten von unterschiedlichen Herangehensweisen“. Solche Ansätze, wie etwa „Hackathons“, könnten auch dazu beitragen, technologische Studiengänge für Frauen und Mädchen attraktiver zu machen.
KI-Kompetenzen auch für Lehrende
Auch Lehrende sollen dabei unterstützt werden, KI didaktisch sinnvoll in den Unterricht zu integrieren. „Wir bieten regelmäßige Weiterbildungen zu ‚Lehren mit KI‘ an und stellen über unsere Moodle-Plattform Webinare sowie Informationsmaterial zur Verfügung“, berichtet Petra Steiner, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Hochschuldidaktikerin an der FHWN.
Ein Highlight war der Teaching & Education Day @ FHWN 2024, der sich den „Chancen und Herausforderungen von KI in der Hochschullehre“ widmete. In interaktiven Sessions wurden KI-gestützte Lehrmethoden sowie ethische und rechtliche Aspekte wie Bias, Datenschutz und wissenschaftliche Integrität diskutiert. „2025 wird die Veranstaltung mit einem erweiterten Fokus auf Lernmanagement, Eigenverantwortung und Selbstreflexion durch KI fortgesetzt“, so Steiner.