Aussendung vom 14.08.2025

FH Wiener Neustadt: Job Crafting als Zukunftsmodell für sinnerfüllte Arbeit

Projektteam "JOBCRAFT" © FHWN

(v.l.n.r.) Mario Kwas, Ruth Leitner, Lisa Zach, Marion Mansberger, Stefan Dressler-Stross, Sonja-Victoria Walter, Michael Busch und Ralph Sichler.

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Wenn Arbeit mehr sein soll als Pflicht – nämlich persönlich erfüllend und aktiv gestaltbar – kommt Job Crafting ins Spiel. Dieser Ansatz, bei dem Beschäftigte Aufgaben, Beziehungen und Sinnaspekte ihrer Arbeit selbstverantwortlich anpassen, steht im Zentrum eines Forschungsprojekts der FH Wiener Neustadt. Gemeinsam mit zwei niederösterreichischen Betrieben und unterstützt von der Arbeiterkammer NÖ wurden Workshops durchgeführt und wissenschaftlich evaluiert.


Wiener Neustadt, 14. August 2025 – Arbeit, die sich an Menschen orientiert und nicht umgekehrt: Job Crafting ermöglicht es Beschäftigten, ihre Arbeit aktiv mitzugestalten. Wer Aufgaben übernimmt, die besser zu den eigenen Stärken passen, die Zusammenarbeit im Team bewusst verändert, oder gezielt nach mehr Sinn in der eigenen Tätigkeit sucht, nutzt bereits die Prinzipien von Job Crafting. Wie dieser Ansatz im betrieblichen Alltag funktioniert und welchen Beitrag er zur modernen Arbeitswelt leisten kann, hat die FH Wiener Neustadt im Forschungsprojekt JOBCRAFT untersucht.

„Wir erleben einen tiefgreifenden Wandel der Arbeitswelt – von neuen Technologien bis hin zu veränderten Erwartungen an Sinn und Selbstbestimmung“, sagt Lisa Zach, Projektmitarbeiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FHWN. „Mit diesem Projekt wollten wir herausfinden, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem strukturierten Rahmen ihre Arbeitsrealität aktiv mitgestalten können und welche Unterstützung es braucht, damit aus täglicher Arbeit eine Aufgabe wird, die wirklich erfüllt“.

Praxis zeigt klare Unterschiede

Im Rahmen des Projekts fanden Job Crafting-Tagesworkshops in zwei niederösterreichischen Partnerbetrieben statt. Das Projektteam evaluierte die Wirkung mittels Fragebögen in einer Vorher-Nachher-Messung und ergänzte die Erkenntnisse durch eine repräsentative Querschnittstudie zur Verbreitung und Wirksamkeit von Job Crafting im Raum Niederösterreich.

Die Ergebnisse zeigen Unterschiede in der Umsetzung: Während in einigen Bereichen bereits viele Elemente des Job Crafting gelebt wurden, stieß das Konzept andernorts teils auf Hindernisse und Zurückhaltung – insbesondere dort, wo die Unterstützung durch Führungskräfte fehlte. 

Führung entscheidet über Erfolg oder Scheitern

Ob Job Crafting gelingt, hängt maßgeblich vom Führungsverhalten ab. In Abteilungen mit aktiver Unterstützung durch Führungskräfte wurde der Ansatz offen angenommen und konstruktiv umgesetzt. Wo dieser Rückhalt fehlte, zeigten sich hingegen Frustration und Unsicherheit. Zwar war die Bereitschaft zur Mitgestaltung bei vielen Mitarbeitenden grundsätzlich gegeben – doch ohne passende Rahmenbedingungen blieb sie wirkungslos.

„Eine wesentliche Voraussetzung für das Etablieren und Gelingen von Job Crafting stellt das Commitment und der Einsatz der Führungskräfte dar“, hält Projektmitarbeiter und wissenschaftlicher Mitarbeiter Stefan Dressler-Stross fest. „Gibt es keinen Raum für diese Initiativen und fehlt die Unterstützung für deren Realisierung, dann bleibt das große Potenzial ungenutzt. Diese Erkenntnisse decken sich auch mit unseren Erfahrungen aus den abgehaltenen Workshops“.

Zu Beginn des Projekts zeigte sich in Gesprächen mit Unternehmen eine gewisse Zurückhaltung gegenüber dem Konzept – eventuell aus Sorge, dass Job Crafting der Mitarbeitenden bestehende Strukturen stören könnte. Doch die Ergebnisse des Projekts sowie internationale Studien beweisen, dass Job Crafting, richtig angewendet, spürbare Wirkung entfaltet. Es steigert Engagement, fördert das Sinnempfinden und stärkt die Bindung an die Organisation.

Gleichzeitig wirkt es vorbeugend gegen „Quiet Quitting“, innere Kündigung, stille Resignation und erhöhte Krankenstände. Als Kulturansatz ermöglicht es Beschäftigten, ihre Arbeit so zu gestalten, dass sie besser zu ihren Fähigkeiten und Interessen passt. Das stärkt nicht nur das individuelle Wohlbefinden, sondern auch die Produktivität und Unternehmenskultur.

Vom Workshop zur digitalen Anwendung

Das Projekt wurde von einem interdisziplinären Team rund um Ralph Sichler (Projektleitung), Marion Mansberger, Michael Busch, Lisa Zach, Mario Kwas, Ruth Leitner, Sonja-Victoria Walter und Stefan Dressler-Stross, in Kooperation mit der Arbeiterkammer NÖ, umgesetzt. Geplant sind Folgeprojekte zu digitalen Tools und Team Crafting, weitere Workshop-Angebote für Unternehmen, Master-Arbeiten sowie Lehrformate. Ein internationaler Themenschwerpunkt im Rahmen eines Blended Intensive Programme ist für 2026 an der FH Wiener Neustadt vorgesehen sowie eine Spezialausgabe zum Thema Job Crafting in einem wissenschaftlichen Fachjournal.


Die Fachhochschule Wiener Neustadt
Die FH Wiener Neustadt zählt zu den Top-Bildungseinrichtungen des Landes und ist Gestalter sowie Vorbild am heimischen FH-Sektor. Mittels praxisnaher Ausbildung, internationaler Vernetzungen und innovativer Forschungsarbeit werden gefragte Persönlichkeiten ausgebildet. Aktuell bietet die FH Wiener Neustadt an den fünf Standorten in Wiener Neustadt, Wieselburg, Tulln, Wien und Salzburg insgesamt 47 Studiengänge an den fünf Fakultäten Wirtschaft, Technik, Gesundheit, Sport und Sicherheit an. Dies eröffnet den mehr als 4.500 Studierenden eine Vielzahl an Karriereperspektiven. Mehr als 500 MitarbeiterInnen und rund 1.000 ReferentInnen sorgen dabei für die hohe Praxisrelevanz der Ausbildung und einen modernen sowie effizienten Lehrbetrieb. Die FH Wiener Neustadt verfügt über ein eigenes, preisgekröntes Forschungsunternehmen – die FOTEC Forschungs- und Technologietransfer GmbH – und kooperiert mit 90 Partnerhochschulen weltweit. Die FHI (Fachhochschul-Immobiliengesellschaft der FHWN) realisierte in den vergangenen Jahren zahlreiche Leuchtturm-Projekte auf internationalem Top-Level, wie den Bau des Hauses der Digitalisierung am Biotech Campus Tulln, den City Campus Wiener Neustadt oder sämtliche Campuserweiterungen. Der Campus Wieselburg gilt als Hotspot für Nachhaltigkeit, Sustainable Innovation und als Zentrum für Marketing und Consumer Science. Der Biotech-Campus Tulln etabliert sich zunehmend als zentrale Anlaufstelle in Sachen Forschung, Innovation und Digitalisierung. Neben der laufenden Weiterentwicklung des Studienangebots und der aktiven Vernetzung durch internationale Kooperationen, sind die Eröffnung des Innovation Labs in Wiener Neustadt und die Implementierung des Instituts für Nachhaltigkeit wesentliche Meilensteine im Ausbau der FHWN sowie des Wissenschaftsstandortes Niederösterreich.

fhwn.ac.at

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Bilder (3)

Projektteam JOBCRAFT
1 591 x 1 010 © FHWN
Projektteam JOBCRAFT
2 000 x 1 500 © AK NÖ
Stefan Dressler-Stross und Ralph Sichler
2 560 x 1 705 © EAWOP


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Michelle Steiner, MA

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