Aussendung vom 18.09.2025
Wiener Neustadt, 18. September 2025 – Ob im Studium, im Beruf oder im Privatleben, von jungen Menschen wird heute viel erwartet: Sie sollen Leistung bringen, gesund leben, sozial aktiv sein und sich gleichzeitig selbst verwirklichen. Dieser Anspruch kann belastend sein, eröffnet aber auch Chancen für persönliches Wachstum. Wie Studierende damit umgehen, untersucht die FH Wiener Neustadt in einem aktuellen Forschungsprojekt.
„In einer Zeit, in der Erfolg, Gesundheit oder Schönheit nicht nur angestrebt, sondern oftmals schon vorausgesetzt werden, spüren Studierende einen massiven Druck, mithalten zu müssen. Gleichzeitig sehen wir auch ein großes Bedürfnis, sich selbst weiterzuentwickeln und persönlich zu wachsen“, erklären die beiden Projektleiter Marlene Schuster und Michael Penkler.
Zwei Wege zur Entwicklung
Seit zwei Jahren führt ein Team Interviews mit Studierenden der Fakultät Wirtschaft durch und erforscht, wie sie persönliche Entwicklung verstehen, erleben und gestalten. Einerseits soll das Projekt wissenschaftlich sichtbar machen, wie vielfältig Persönlichkeitsentwicklung stattfindet und andererseits praxisnahe Lehrmaterialien entwickeln, die den Studienalltag bereichern.
Bisherige Ergebnisse zeigen, dass persönliches Wachstum auf zwei Arten geschieht. Manchmal passiert es „von selbst“ – wenn Studierende ein Auslandssemester absolvieren, einen Jobwechsel erleben oder in eine neue Rolle wie das Elternsein hineinwachsen. In anderen Fällen gestalten sie ihre Entwicklung bewusst, etwa mit Reflexionstagebüchern, Podcasts oder Coaching-Formaten.
Authentizität im Spannungsfeld
Besonders spannend ist der Umgang mit Authentizität. Viele Studierende betonen, wie wichtig es für sie ist, „sie selbst“ zu sein. Gleichzeitig kritisieren sie, dass Authentizität in sozialen Medien oft nur inszeniert werde. Paradox erscheint, dass Authentizität für viele Befragte etwas ist, das bewusst erarbeitet werden soll.
„Das zeigt einen faszinierenden Widerspruch. Authentizität wird einerseits als etwas Ursprüngliches verstanden, andererseits muss sie aktiv ausgearbeitet und in manchen Fällen sogar optimiert werden, um dem Ziel der Persönlichkeitsentwicklung näherzukommen“, so Penkler.
Warum das wichtig ist
Es gibt nicht den einen Weg der Persönlichkeitsentwicklung, sondern viele individuelle Ansätze. Klar ist aber auch: Studierende profitieren besonders dann, wenn Hochschulen und Unternehmen Rahmenbedingungen schaffen, die persönliches Wachstum fördern. Diesem Grundbedürfnis kommt die FH Wiener Neustadt mit einem vielfältigen Angebot an Lehrveranstaltungen zur Persönlichkeitsentwicklung und Critical Thinking nach.
Ziel ist es, das Thema Persönlichkeitsentwicklung nachhaltig in Forschung und Lehre zu verankern und dadurch auch einen konkreten Mehrwert für Studierende zu schaffen. Ein Beispiel dafür ist das Konzept des Job Crafting: „Wer gelernt hat, die eigene Entwicklung aktiv zu gestalten, kann auch seinen Arbeitsplatz selbstbestimmter ausformen – wie etwa bei Aufgaben, in der Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen oder bei der Sinnstiftung im Beruf. Das steigert nicht nur Selbstbestimmung und Motivation, sondern auch Engagement und Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber“, erklärt Projektmitarbeiter Stefan Dressler-Stross.
So geht es weiter
Das Projekt wird in zwei Phasen durchgeführt. Die erste wurde von Marlene Schuster geleitet, aktuell verantwortet Michael Penkler die zweite. Unterstützt wird das Team von Stefan Dressler-Stross, Kathrin Gärtner, Melanie Gruber und Julia Stangl.
In den kommenden Monaten plant das Team Beiträge auf Fachkonferenzen sowie Publikationen. Zudem soll das Projekt auf andere Fakultäten ausgeweitet werden, um Vergleiche zu ermöglichen. Parallel entstehen praxisnahe Lehrmaterialien, die künftig in Bachelor- und Masterprogrammen eingesetzt werden sollen.