Aussendung vom 22.09.2023

Pflege-Krise: Neue Technologien als Ausweg?

Pflege-Krise: Neue Technologien als Ausweg? © WU Wien

Die Datenbrille im Einsatz

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Der Mangel an Pflegekräften in den letzten Jahren ist alarmierend. Längst sucht die Politik nach Lösungen für die bestehende und auch in Zukunft drohende Pflege-Krise. An der Fachhochschule Wiener Neustadt arbeitet ein Forschungsteam in Kooperation mit der WU Wien, dem Hilfswerk Niederösterreich und der MOCCA Software GmbH sowie weiteren Partner*innen aus der Schweiz, Luxemburg und Belgien an neuen Technologien, die vor allem die mobile Pflege effizienter, nachhaltiger und innovativer machen sollen. Erste Ergebnisse geben Anlass zur Hoffnung.

Wiener Neustadt, 22. September 2023 – Die Problematik ist längst bekannt: Während die Bevölkerung altert und der Bedarf an Pflegekräften immer weiter steigt, fehlen die dafür nötigen Fachkräfte. Vor allem die Pflege in den eigenen vier Wänden ist hier stark betroffen, da immer mehr Menschen ihren Lebensabend zu Hause verbringen möchten, aber in vielen Fällen, ab einem gewissen Alter, auf Hilfe angewiesen sind.

Im europäischen Projekt „Care about Care“, welches von der FH Wiener Neustadt mit Unterstützung der WU geleitet wird, wird an Technologien und Konzepten gearbeitet, die zu deutlichen Verbesserungen für Pflege- und Betreuungskräfte, Betreute und deren Angehörigen führen sollen. Im Fokus stehen dabei die mobilen Pflege- und Betreuungskräfte, die zwischen Kund*innen pendeln und diese betreuen. Diese können sich über eine im Projekt entwickelte Software (Pflege-Fernunterstützungssystem) über ein Expert*innen-Center (CXC), in dem diplomierte Spezialist*innen sitzen, im Bedarfsfall Unterstützung holen.

„Bisher haben diese Abstimmungen meist über Telefon stattgefunden, was aber zu Fehleinschätzungen führen kann. Wir arbeiten an einer Lösung, mit der die Betroffenen künftig sicher mittels Bild und Ton miteinander kommunizieren können. So können beispielsweise Wundmanager eine Wunde direkt begutachten und mit eingebauten Tools, wie einem digitalen Lineal, die Ausmaße genau bestimmen“, erklärt Cornelia Schneider, die am Institut für Informatik an der FHWN federführend an dem Projekt beteiligt ist.

Datenbrillen und Apps als echte Gamechanger

In ersten Feldtests in Luxemburg, Belgien und Niederösterreich kamen eine an der FHWN programmierte Smartphone-App sowie eine Datenbrille zum Einsatz, die mobile Pflegekräfte im Einsatz mitführten und die Bilder in Echtzeit an Expert*innen im CXC übermittelten. Mithilfe von App und Datenbrille konnten Fotos u.a. automatisch in die elektronische Pflege- und Betreuungsdokumentation hochgeladen werden. Im Gegensatz zu Diensten wie WhatsApp & Co. bietet dieses System den Vorteil, dass die Software auf Servern in Österreich betrieben werden kann, somit verbleibt auch die Datenhoheit im Land.

„Die Rückmeldungen aus unserer ersten dreimonatigen Testphase zeigen uns, dass wir mit der neuen Technologie für eine echte Innovation in der Pflege sorgen können. Die Brillen bzw. die App werden vom Pflegepersonal als echte Unterstützung gesehen“, berichtet Schneider von überaus erfreulichen Zwischenergebnissen.

Auch die Natur profitiert

Durch das wertvolle Feedback aus der Praxis gibt es für Schneider und ihr Team nun wieder viel zu tun – einige Funktionen müssen überarbeitet werden oder bekommen noch den letzten Feinschliff. In einer neuerlichen Testphase, die sich über sechs Monate erstrecken wird, sollen weitere Zusatzfunktionen geprüft werden. Neben Personal und betreuungsbedürftigen Personen hat sich jedenfalls bereits ein dritter großer Gewinner herauskristallisiert: die Natur.

„Durch die deutlich effizientere Behandlung können nicht nur viel Zeit, sondern auch viele gefahrene Kilometer eingespart werden. So wird die Pflege nicht nur effizienter, sondern auch nachhaltiger“, zeigt Schneider einen weiteren großen Vorteil der neuen Technologie auf.

Die Fachhochschule Wiener Neustadt
Die FH Wiener Neustadt zählt zu den Top-Bildungseinrichtungen des Landes und ist Gestalter sowie Vorbild am heimischen FH-Sektor. Mittels praxisnaher Ausbildung, internationaler Vernetzungen und innovativer Forschungsarbeit werden gefragte Persönlichkeiten ausgebildet. Aktuell bietet die FH Wiener Neustadt an den fünf Standorten in Wiener Neustadt, Wieselburg, Tulln, Wien und Salzburg insgesamt 47 Studiengänge an den fünf Fakultäten Wirtschaft, Technik, Gesundheit, Sport und Sicherheit an. Dies eröffnet den mehr als 4.600 Studierenden eine Vielzahl an Karriereperspektiven. Mehr als 500 MitarbeiterInnen und rund 1.000 ReferentInnen sorgen dabei für die hohe Praxisrelevanz der Ausbildung und einen modernen sowie effizienten Lehrbetrieb. Die FH Wiener Neustadt verfügt über ein eigenes, preisgekröntes Forschungsunternehmen – die FOTEC Forschungs- und Technologietransfer GmbH – und kooperiert mit rund 100 Partnerhochschulen weltweit. Die FHI (Fachhochschul-Immobiliengesellschaft der FHWN) realisierte in den vergangenen Jahren zahlreiche Leuchtturm-Projekte auf internationalem Top-Level, wie den Bau des Hauses der Digitalisierung am Biotech Campus Tulln, den City Campus Wiener Neustadt oder sämtliche Campuserweiterungen. Der Campus Wieselburg gilt als Hotspot für Nachhaltigkeit, Sustainable Innovation und als Zentrum für Marketing und Consumer Science. Der Biotech-Campus Tulln etabliert sich zunehmend als zentrale Anlaufstelle in Sachen Forschung, Innovation und Digitalisierung. Neben der laufenden Weiterentwicklung des Studienangebots und der aktiven Vernetzung durch internationale Kooperationen, sind die Eröffnung des Innovation Labs in Wiener Neustadt und die Implementierung des Instituts für Nachhaltigkeit wesentliche Meilensteine im Ausbau der FHWN sowie des Wissenschaftsstandortes Niederösterreich.

fhwn.ac.at

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