Aussendung vom 11.08.2025

Kleine Helfer, große Wirkung: Bodenbakterien liefern Wirkstoffe für die Medizin von morgen

Maja Plesko © Maja Plesko

Maja Plesko, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Biotech Campus Tulln beim Symposium on Bacterial Genetics and Ecology (BAGECO) in Graz.

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Im Rahmen einer Forschung am Biotech Campus Tulln der Fachhochschule Wiener Neustadt wurden 59 neue Streptomyces-Bakterienstämme aus österreichischen Boden- und Kompostproben entdeckt. Erste Laboranalysen zeigen: Einige dieser Mikroorganismen produzieren natürliche Substanzen mit antimikrobieller und zytotoxischer Wirkung – ein vielversprechender Ansatz für neue Medikamente gegen Infektionen und Krebs.


Tulln, 11. August 2025 – Eine Handvoll Kompost enthält mehr als nur Erde und Pflanzenreste, denn sie kann auch Mikroorganismen mit großem medizinischem Potenzial bergen. Streptomyces-Bakterien, die natürlicherweise im Boden vorkommen, gehören weltweit zu den wichtigsten Produzenten von Antibiotika. Im Zuge eines Forschungsprojekts wurden am Biotech Campus Tulln neue Streptomyces-Stämme aus Boden- und Kompostproben isoliert, von denen einige bioaktive Substanzen bilden, die krankheitserregende Keime abtöten oder Krebszellen schädigen können.

Die verborgenen Akteure im Boden

„Etwa zehn Prozent der isolierten Stämme zeigten eine antimikrobielle Aktivität, und ein besonders vielversprechender Stamm hatte eine starke Wirkung auf Krebszellen“, berichtet Maja Plesko, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Mikro- & Molekularbiologie am Biotech Campus Tulln.

Die Untersuchungen begannen mit der Kultivierung der Bakterien, wobei chemische Induktoren eingesetzt wurden, um die Produktion potenziell bioaktiver Substanzen anzuregen. Die daraus gewonnenen Kulturüberstände wurden anschließend auf antimikrobielle Aktivität gegen verschiedene Testorganismen sowie auf zellschädigende Effekte gegenüber Krebszellen getestet.

Um die produzierten Stoffe näher zu charakterisieren, kamen massenspektrometrische Analysen zum Einsatz. Zwei besonders aktive Stämme wurden zusätzlich genomisch untersucht. „Unsere Genomanalysen belegen, dass es sich um bisher unbekannte Arten handelt – mit zahlreichen Genen für bioaktive Wirkstoffe“, erklärt Plesko.

Forschung für die Gesellschaft

Ihre bisherigen Forschungsergebnisse präsentierte die Forscherin beim diesjährigen „Symposium on Bacterial Genetics and Ecology“ (BAGECO) in Graz. Der nächste Meilenstein besteht in der Reinigung und Strukturaufklärung der aktivsten Substanzen. Gleichzeitig sollen die Gene identifiziert werden, die für die Biosynthese dieser Wirkstoffe verantwortlich sind, sowie deren Regulation untersucht werden, um die Bedingungen für ihre Produktion besser zu verstehen.

Laut Plesko steckt in lokal gesammelten Umweltproben großes Potenzial. Mithilfe moderner Analytik lassen sich bisher unbekannte bioaktive Substanzen identifizieren, die neue Ansätze in der Behandlung von Infektionen oder Krebs ermöglichen könnten. Die Forschungsarbeiten laufen seit rund zwei Jahren und wurden durch zwei Master-Arbeiten begleitet, die im Rahmen des Projekts entstanden sind.

„Resistenzen gegen gängige Medikamente nehmen stetig zu und gleichzeitig wird es immer schwieriger, neue Wirkstoffe zu finden“, betont Birgit Herbinger, Standortleiterin des Biotech Campus Tulln. „Gerade deshalb freut es mich zu sehen, mit wie viel Engagement Maja Plesko an neuen Lösungen arbeitet und wie dabei auch unsere Studierenden früh in die Forschung eingebunden werden.“


Die Fachhochschule Wiener Neustadt, Campus Tulln
Die FH Wiener Neustadt zählt zu den Top-Bildungseinrichtungen des Landes und ist Gestalter sowie Vorbild am heimischen FH-Sektor. Mittels praxisnaher Ausbildung, internationaler Vernetzung und innovativer Forschungsarbeit werden gefragte Persönlichkeiten ausgebildet. Aktuell bietet die FH Wiener Neustadt an den fünf Standorten in Wiener Neustadt, Wieselburg, Tulln, Wien und Salzburg insgesamt 47 Studiengänge an den fünf Fakultäten Wirtschaft, Technik, Gesundheit, Sport und Sicherheit an. Dies eröffnet den mehr als 4.500 Studierenden eine Vielzahl an Karriereperspektiven. Mehr als 500 MitarbeiterInnen und rund 1.000 ReferentInnen sorgen dabei für die hohe Praxisrelevanz der Ausbildung und einen modernen sowie effizienten Lehrbetrieb.

Am Biotech Campus Tulln sind Lehre, Forschung und Wirtschaft optimal vernetzt. Ideal zur Nutzung von Synergien, sowohl für die ForscherInnen vor Ort und die Studierenden der drei FH-Studiengänge im Bereich ‚Biotechnischer Verfahren‘ und ‚Bio Data Science‘, als auch für Kooperationspartner aus der Wirtschaft. Mit der Realisierung des Hauses der Digitalisierung am FH-Campus Tulln durch das Land Niederösterreich etabliert sich der Standort weiter als zentrale Anlaufstelle in Sachen Digitalisierung, Forschung und Innovation.

tulln.fhwn.ac.at
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