Aussendung vom 07.11.2024

Blutdruckmessen to go: FHWN und AIT entwickeln smarte Messgeräte

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Im Projekt DigiPIT arbeitet die Fachhochschule Wiener Neustadt eng mit dem AIT Austrian Institute of Technology an der Entwicklung eines digital orientierten Blutdruckmessgeräts. Während das AIT die technische Umsetzung verantwortet, unterstützt die FHWN durch Validierungs- und Anwendbarkeitsstudien. Ziel ist ein kompaktes, tragbares Gerät für präzise Blutdruckmessungen ohne Manschette. In drei experimentellen Studien prüft die Hochschule den Prototyp auf unterschiedlichste Weise, um ihn zur Marktreife zu bringen.


Wiener Neustadt, 7. November 2024 – Die klassische Blutdruckmessung mit Manschette und lautem Aufpumpen – wie man sie aus der Arztpraxis kennt – ist medizinischer Standard, aber im Alltag oft unpraktisch. Während Smartwatches und Wearables ähnliche Funktionen bieten, erfüllen sie noch nicht die hohen medizinischen Anforderungen. Genau hier setzt das vom Land Niederösterreich geförderte Projekt DigitPIT  an: Am Center for Health and Bioresources des AIT Austrian Institute of Technology wird mit Unterstützung der FH Wiener Neustadt ein kompaktes, manschettenloses Blutdruckmessgerät entwickelt, das in jede Tasche passt, Vitalparameter in Sekunden erfasst und in Verbindung mit Smartphones oder Tablets nach höchsten Standards auswertet. So soll die Lücke zwischen benutzerfreundlichen Wearables und präzisen Medizinprodukten geschlossen werden.

Apparative Messtechnik am City Campus

Während das Medical Signal Analysis-Team des AIT Austrian Institute of Technology die Hard- und Software entwickelt, übernimmt die FHWN die Untersuchungen zur Usability und zum Proof-of-Concept. Am City Campus verfügt die Hochschule über modernste apparative Messtechniken, die in den Studien zum DigiPIT-Projekt eingesetzt wurden. Diese Techniken ermöglichen es, physiologische Reaktionen der Testpersonen wie Blickbewegungen, Hautleitfähigkeit oder Herzfrequenz präzise zu messen.

„Im Rahmen der ersten Studie wurde neben dem neuen Blutdruckmessgerät auch der Sensor der Firma Shimmer zur Messung des Elektrokardiogramms (EKG) eingesetzt. Dabei wurden den Testpersonen neben dem AIT-Wearable auch Einweg-Elektroden an beiden Schultern und in Hüfthöhe angeklebt, und der Shimmer-Messsensor konnte damit das EKG-Signal zusätzlich parallel erfassen. Die somit gewonnenen Herzfrequenzmaße wurden in weiterer Folge statistisch ausgewertet“, erklärt Severin Maurer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wissenschaftsmethodik & Marktforschung der FHWN.

Drei FHWN-Studien zur Marktreife

Um die Qualität und Praxistauglichkeit des neuen Messgeräts sicherzustellen, wurden bereits zwei von drei Studien erfolgreich abgeschlossen. Die erste Studie, die von September 2022 bis Jänner 2023 durchgeführt wurde, verglich die Messergebnisse des Prototyps mit der herkömmlichen Blutdruckmessung per Manschette. Erste Erkenntnisse zeigen, dass der manschettenlose Prototyp zuverlässig Veränderungen von Blutdruck und Herzfrequenz im Vergleich zur Manschettenmessung und EKG erfassen kann, auch unter körperlicher und geistiger Belastung.

Die zweite Studie, die von September 2023 bis August 2024 lief, untersuchte, ob der Prototyp für Biofeedback-Anwendungen geeignet ist, also ob er in Echtzeit präzise Rückmeldungen über Körperfunktionen liefern kann. Die dritte Studie, die derzeit noch durchgeführt wird, konzentriert sich auf die Validierung der Messwerte und die Gebrauchstauglichkeit.

Master-Arbeit belegt unterbewusste Vorurteile

Doch nicht nur in der Forschung werden apparative Verfahren eingesetzt. Die Fachhochschule Wiener Neustadt ermöglicht den Studierenden im Zuge ihrer Ausbildung, diese Technologien im Rahmen von Lehrveranstaltungen oder wissenschaftlichen Abschlussarbeiten zu nutzen. Ein Beispiel dafür ist die Master-Arbeit von Elisabeth Pinheiro de Freitas im FHWN-Studiengang „Produktmarketing und Innovationsmanagement“. Unter der Betreuung von Florian Goller, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Marketing, nutzte sie einen Impliziten Assoziationstest (IAT), um Vorurteile gegenüber tätowiertem Gesundheitspersonal zu untersuchen. Dabei sollten Testpersonen Bilder möglichst schnell in Kategorien sortieren, um unbewusste Assoziationen zu erfassen. Die Ergebnisse zeigten, dass es in der expliziten Bewertung keine Unterschiede in der Professionalität gibt. Der IAT hat jedoch ergeben, dass sichtbar tätowiertes Gesundheitspersonal unbewusst stärker mit Unprofessionalität assoziiert wird, insbesondere bei älteren Befragten. Die Forschungsmethode hat gezeigt: In manchen Fällen urteilen wir häufiger und stärker nach Äußerlichkeiten, als uns bewusst ist.


Die Fachhochschule Wiener Neustadt
Die FH Wiener Neustadt zählt zu den Top-Bildungseinrichtungen des Landes und ist Gestalter sowie Vorbild am heimischen FH-Sektor. Mittels praxisnaher Ausbildung, internationaler Vernetzungen und innovativer Forschungsarbeit werden gefragte Persönlichkeiten ausgebildet. Aktuell bietet die FH Wiener Neustadt an den fünf Standorten in Wiener Neustadt, Wieselburg, Tulln, Wien und Salzburg insgesamt 47 Studiengänge an den fünf Fakultäten Wirtschaft, Technik, Gesundheit, Sport und Sicherheit an. Dies eröffnet den mehr als 4.500 Studierenden eine Vielzahl an Karriereperspektiven. Mehr als 500 MitarbeiterInnen und rund 1.000 ReferentInnen sorgen dabei für die hohe Praxisrelevanz der Ausbildung und einen modernen sowie effizienten Lehrbetrieb. Die FH Wiener Neustadt verfügt über ein eigenes, preisgekröntes Forschungsunternehmen – die FOTEC Forschungs- und Technologietransfer GmbH – und kooperiert mit rund 100 Partnerhochschulen weltweit. Die FHI (Fachhochschul-Immobiliengesellschaft der FHWN) realisierte in den vergangenen Jahren zahlreiche Leuchtturm-Projekte auf internationalem Top-Level, wie den Bau des Hauses der Digitalisierung am Biotech Campus Tulln, den City Campus Wiener Neustadt oder sämtliche Campuserweiterungen. Der Campus Wieselburg gilt als Hotspot für Nachhaltigkeit, Sustainable Innovation und als Zentrum für Marketing und Consumer Science. Der Biotech-Campus Tulln etabliert sich zunehmend als zentrale Anlaufstelle in Sachen Forschung, Innovation und Digitalisierung. Neben der laufenden Weiterentwicklung des Studienangebots und der aktiven Vernetzung durch internationale Kooperationen, sind die Eröffnung des Innovation Labs in Wiener Neustadt und die Implementierung des Instituts für Nachhaltigkeit wesentliche Meilensteine im Ausbau der FHWN sowie des Wissenschaftsstandortes Niederösterreich.

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