Bambus, Pasta, Edelstahl: FHWN-Studentin erforscht die Trinkhalme der Zukunft Wieselburg, 27. Februar 2023 – Ob im Sommer am Pool oder abends in einer Bar: Cocktails erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. In den meisten Fällen werden die Mix-Getränke mittels Trinkhalm konsumiert – bis vor Kurzem aus Plastik-Halmen, diese sind aber seit Sommer 2021 verboten. Welches Material soll nun also verwendet werden? Um sich der Problemlösung zu nähern, hat die ehemalige Studentin Anna Ramharter in ihrer Master-Arbeit die Wahrnehmung von zwei Cocktails (Mojito und Sex on the Beach) durch fünf unterschiedliche Trinkhalmmaterialien (Papier, Glas, Edelstahl, Bambus und Pasta) erforscht. Dazu wurden die Proben hinsichtlich Süße, Kohlensäureintensität, Temperatur, Alkoholintensität und Gesamtgeschmack sensorisch verglichen und beschrieben. Zur Untersuchung hat sie sich der sensorischen Methode des Nappings bedient, einer Beschreibungsmethode, die das Ziel verfolgt, einen sensorischen Vergleich mehrerer Produkte hinsichtlich ihrer relativen Ähnlichkeit zueinander zu erhalten. Für die Weiterentwicklung der sensorischen Schnellmethode Napping, mit dem Ziel einer kostengünstigen und zeitsparenden Praxisimplementierung, wurde die Betreuerin der Master-Arbeit, Kathrin Heim, 2020 mit dem internationalen DLG Sensorik Award ausgezeichnet. Seither wird die Methode von Studierenden der FHWN vor allem im Bereich der Lebensmittelsensorik angewendet, wenn ein Vergleich zwischen einer Vielzahl von Produktproben angestrebt wird. Pasta und Bambus mit Eigengeschmack Ramharter, mittlerweile Absolventin des Studiengangs Lebensmittelproduktentwicklung und Ressourcenmanagement, bringt selbst Gastronomieerfahrung mit und kennt die Problematik der Trinkhalmwahl: „Vor allem in der Gastronomie müssen viele Faktoren berücksichtigt werden. Glas- und Edelstahl-Trinkhalme müssen meist händisch gereinigt werden. Außerdem ist Glas nicht bruchfest. Neben diesen Punkten ist aber das wichtigste, dass der Eigengeschmack der alternativen Materialien den Geschmack des Getränks nicht negativ beeinflusst“, so die Expertin. Die Ergebnisse lassen ein klares Bild erkennen. Sowohl der intensiv süße Sex on the Beach als auch der weniger süße Mojito wurden durch die Trinkhalmmaterialien unterschiedlich wahrgenommen. Die Teilergebnisse zwischen den beiden Cocktails hingegen gleichen sich, was darauf schließen lässt, dass die gewonnenen Ergebnisse unabhängig vom Getränk gültig sind. Während ein Trinkhalm aus Papier zu einem vergleichsweise intensiv alkoholischen Geschmackserlebnis führt, bewirkt ein Glastrinkhalm, dass die Cocktails frisch und spritzig, der süßere Sex on the Beach zudem fruchtiger wahrgenommen wurden, als das bei den Vergleichsmaterialien zu beobachten war. Beide Cocktails wurden durch den Edelstahltrinkhalm als besonders erfrischend beschrieben. Bambus und Pasta hinterließen neben der hohen Kohlensäureintensität auch einen materialspezifischen Eigengeschmack. Gezielter Einsatz möglich Anna Ramharters Forschungsergebnisse lassen damit einen gezielten Einsatz von Trinkhalmalternativen zu, um spezifische Produkteigenschaften, wie Süße, Alkohol- oder Kohlensäureintensität eines Cocktails zu unterstreichen. „Für die Gastronomie bietet dies die Möglichkeit, neben wirtschaftlichen, hygiene- und sicherheitstechnischen Überlegungen bei der Trinkhalmwahl auch die gewünschte sensorische Wahrnehmung mit zu berücksichtigen und zu unterstützen“, streicht Ramharter den Nutzen ihrer Forschung hervor.