„Strom to go“: FHWN erarbeitet Konzepte zur Fernnutzung des eigenen Stroms Wieselburg, 10. November 2022 – Ob privater Hausbau oder Unternehmenszentrale – Photovoltaikanlagen gelten heutzutage als Standardinventar von modernen Bauprojekten. Mit dem so gewonnenen, CO2-neutralen Strom kann der Eigenbedarf gedeckt werden oder in Verbindung mit anderen Gebäuden in der Nähe eine Energiegemeinschaft entstehen, wie ein Team der FHWN im Projekt NETSE gezeigt hat. Im Projekt „Eigenstrom2go“ steht nun die zielgerichtete Nutzung von Strom aus privaten Photovoltaik-Anlagen für den Individualverkehr im Fokus. Mit den aktuellen technischen Möglichkeiten ist es für private Besitzerinnen und Besitzer von Elektroautos nicht immer attraktiv, ihr Fahrzeug während der Arbeitszeiten an Ladeinfrastruktur anzuschließen, da dies oft mit hohen Kosten verbunden ist. Das führt zu dem Effekt, dass die Aufladung erst nach Ende des Arbeitstages zu Hause stattfindet. Da die eigene PV-Anlage abends meist keinen nennenswerten Strom mehr produziert, muss für das Laden Strom vom Netz bezogen und über den Energielieferanten gekauft werden. Die Nutzung des „eigenen PV-Stroms“ ist somit eingeschränkt. Strom zum Mitnehmen Das Szenario ist klar: Als Besitzer einer PV-Anlage und eines E-Autos fährt man morgens ins Büro und verbindet dort das E-Auto mit der Ladeinfrastruktur des Arbeitgebers. Eine intelligente Regelung überprüft, ob die eigene PV-Anlage zuhause mehr Strom produziert als das Haus benötigt, und sobald Strom ins Netz eingespeist wird, wird mit diesem Strom das Elektroauto beim Arbeitgeber geladen. „Das erfordert Informationsaustausch zwischen mehreren Komponenten in Echtzeit und entsprechende detailgenaue Abrechnung im Nachhinein. Am Ende hätte ich aber die Chance, den PV-Strom, der zuhause über Mittag oft nicht benötigt wird, trotzdem (virtuell) selbst zu nutzen“, erklärt Christoph Schmidl, Leiter des Master-Studiengangs regenerative Energiesysteme & technisches Energiemanagement. Mitarbeitende und Unternehmen als Handelspartner Ein mögliches Modell dafür wäre die Gründung von Energiegemeinschaften zwischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Diese ermöglichen einen internen Handel von Strom zu selbst vereinbarten Konditionen. So wäre es möglich, dass Mitarbeitende virtuell den eigenen Strom auch beim Arbeitgeber „tanken“. Die dazu notwendigen technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmbedingungen sollen erarbeitet bzw. evaluiert werden. „Generell ist die Intention des Projekts auch, durch so eine Lösung den Ausbau von PV-Anlagen und die E-Auto Nutzung zu fördern. Oft ist dieser zeitliche „Miss-Match“ zwischen Erzeugung und Ladebedarf ein Grund dafür, warum Anlagen oder E-Fahrzeuge nicht gekauft werden“, so Schmidl weiter. Die Ausschreibung, in der das Projekt zur Förderung ausgewählt wurde, trägt den Namen „Energie.Frei.Raum“ und wird durch das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie finanziert. Sie verfolgt das Ziel, auch Weiterentwicklungspotenziale im regulatorischen Bereich zu identifizieren. Auf das Projekt „EigenStrom2go“ angewendet bedeutet das, dass auch noch fehlende gesetzliche Rahmbedingungen für Lösungsansätze identifiziert werden müssen, was wiederum ein wichtiger Input für die Weiterentwicklung der einschlägigen Gesetzgebung in Österreich wäre.