Health Care Informatics: Die Digitalisierung des Gesundheitssystems Wiener Neustadt, 26. August - Wie kann das Gesundheitssystem effizienter und zukunftssicherer gestaltet werden? Wie kann eine Brücke zwischen medizinischer Forschung und Routineversorgung geschlagen werden? Auf welche neuen Technologien müssen Menschen vorbereitet werden, die in den Krankenhäusern der Zukunft arbeiten werden? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Studiengang Health Care Informatics. „Einige Studierende arbeiten bereits jetzt in unterschiedlichen Positionen im Spital und erleben den digitalen Wandel hautnah. So ist eine Studentin beispielsweise mit der Umstellung von einer analogen auf eine digitale Fieberkurve in ihrem Krankenhaus konfrontiert. Das Studium hilft, diesen Prozess aktiv und positiv mitzugestalten und für ein nachhaltiges Gesundheitssystem notwendige Innovationen weiter voranzutreiben“, erklärt Studiengangleiterin Anne Busch. Datenaustausch als Schlüssel zum Erfolg Das Gesundheitssystem der Zukunft fokussiert vollem auf ein intelligentes, vernetztes Datenmanagement, um für den jeweiligen Behandlungsfall und die jeweilige Situation individuelle, relevante medizinische Information gut aufbereitet zur Verfügung zu haben. „Mit ELGA haben wir in Österreich eine ideale Datenplattform, die laufend ausgebaut wird und auf die zukünftige eHealth-Anwendungen aufgebaut werden können“, berichtet Alexander Kollmann, externer Lehrender an der FH Wiener Neustadt und Vertreter in nationalen ELGA/ eHealth Gremien. Der Vorteil von ELGA besteht vor allem darin, dass ein Datenaustausch über die Grenzen der Organisationen hinweg unterstützt wird und der Abruf der Befunde aus ELGA, der eMedikation oder dem e-Impfpass per Knopfdruck erfolgen kann. „Zukünftig soll mit dem European Health Dataspace auch der Datenaustausch und die Zusammenarbeit über die Grenzen von Österreich hinweg möglich sein“, ergänzt Kollmann. Effizienter durch künstliche Intelligenz Laut dem Experten wird der Trend in den Krankenanstalten in Zukunft hin zum Einsatz von entscheidungsunterstützenden Systemen und künstlicher Intelligenz gehen, um auf Basis qualitativ hochwertiger Daten, die Anwenderinnen und Anwender in der Diagnose, Therapie und Forschung zu unterstützen. Dadurch werden Therapie- und Behandlungs-Wartezeiten deutlich geringer und die Versorgung effizienter. Außerdem können vulnerable Patientengruppen so viel besser geschützt werden, weil man durch Telemedizin und weniger unnötige Termine ein etwaiges Ansteckungsrisiko mit einem Erreger minimieren kann. Somit können Spitäler und Ambulanzen erheblich entlastet werden. „Wichtig ist für Patientinnen und Patienten aber, dass die Wahlfreiheit zwischen digitalen und konventionellen Angeboten erhalten bleibt und dass durch die Digitalisierung die persönliche Zuwendung nicht verloren gehen darf“, berichtet Kollmann aus der praktischen Erfahrung. „Best Point of Service“ Um Patientinnen und Patienten in Zukunft im Sinne der integrierten Versorgung am „Best Point of Service“ in Kooperation mit dem niedergelassenen Bereich und dem Bereich der Pflege bestmöglich versorgen und betreuen zu können, ist ein durchgehender Datenaustausch erforderlich. Allerdings sind die Rahmenbedingungen für die Umsetzung von Organisationen übergreifenden Digitalisierungsprojekten im Gesundheitssystem sehr komplex. Neben den hohen Anforderungen aus dem Datenschutz sind auch Fragen der Ethik, der Haftung, der Finanzierung, der Prozesse und vor allem auch der internen Organisation zu klären. Das setzt ein breites Wissen über den aktuellen Stand der Technik, die Prozesse und die Zusammenhänge voraus, das den Studierenden des Master-Studiengangs Health Care Informatics praxisnah vermittelt wird. „Nur durch den intensiven Austausch mit der Praxis gelingt es, innovative Technologien mit bestehenden Arbeitsabläufen im Spital so zu verknüpfen, dass digitale Hilfsmittel zu tatsächlichen Unterstützern werden“, so Busch abschließend.