Innovative Pflegeausbildung: Sicherheit im Umgang mit Trauer und Leid bei Kindern Wiener Neustadt, 04. Juli 2022 – Während die meisten Kinder aktuell das herrliche Wetter im Freibad genießen, müssen viele andere mit dem Verlust von Familienmitgliedern fertig werden. Die FH Wiener Neustadt setzt bei ihrer umfassenden Ausbildung in der palliativen Pflege deshalb einen Schwerpunkt bei Kindern und startete dazu eine einzigartige Kooperation mit dem Therapiehof Regenbogental, der diese in Extremsituationen auffängt und ihnen mit einem abwechslungsreichen, bedürfnisorientierten Therapieangebot bei der Bewältigung ihrer traumatischen Ereignisse hilft. Die palliative Pflege von Menschen in Österreich findet an unterschiedlichen Orten wie etwa in Krankenhäusern und Langzeitpflegeeinrichtungen, im häuslichen Umfeld sowie in spezialisierten Hospiz- und Palliativzentren statt. Fundiertes Wissen auf diesem Gebiet ist für professionell Pflegende von immenser Bedeutung, deshalb orientiert sich die FHWN am ganzheitlichen Konzept der „Palliative Care“, das drauf zielt, die höchstmögliche Lebensqualität bei Menschen mit einer lebenslimitierenden, weit fortgeschrittenen Erkrankung sowie deren Angehörigen zu gewährleisten und dabei belastende Symptome zu lindern, die sowohl die physische als auch die psychische, soziale und spirituelle Dimension umfassen. Innnovationsgarant bei Pflegeausbildung In ihrer Lehrveranstaltung „Berufsidentität und Rolle der Pflege“ integriert Birgit Schönfelder für Studierende, die kurz vor ihrem Abschluss stehen, besonders praxisnahe Workshops in den Unterricht. In Zusammenarbeit mit dem „Regenbogental“ schlüpfen sie in die Rollen ihres Gegenübers und erhalten konkrete Einblicke in jene Therapieformen vor Ort, mit denen Kinder und Familien durch schwierige Lebenssituationen begleitet sowie in ihrem Ressourcenaufbau gestärkt werden. Das Modul komplettiert die innovative Lehre des Studiengangs, der bereits mit den Konzepten „Room of Horrors“ und „Bühne frei für die Pflege“ auf sich aufmerksam machte. "Es war großartig, das theoretische Wissen mit der gelebten Praxis am Therapiehof anreichern zu können und ganz gezielt zu erleben, wie sich das anfühlt. Besonders spannend war für mich die Arbeit mit den Therapiepferden, mit denen wir allein über die Körpersprache kommunizieren lernten – ein tolles Erlebnis", berichtet Iris Cerny vom Bachelor-Studiengang Allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege begeistert. Damit sie mit dem Verlustereignis abschließen können, ist es zentral, die Stärken der Kinder zu entwickeln und ihnen so zu helfen, ihre Trauer mit adäquaten Therapieformen zu verarbeiten, weiß Regenbogental-Gründerin Margarethe Weiss-Beck: „Wenn Großeltern, Eltern oder Geschwister sterben, ist eine gezielte Begleitung sehr wichtig. In der Gesundheits- und Krankenpflege sind wir mit dieser Situation häufig konfrontiert. Deshalb freue ich mich, den Studierenden meine Erfahrungen im Umgang mit trauernden Kindern weitergeben zu können“. Hinschauen und „Hin-Trauen“: Palliative Care als Teil der Berufsidentität Auch Markus Halbwachs integriert in seine Lehrveranstaltung „Palliativpflege“ neben der Trauerbegleitung von Erwachsenen gezielt das Know-how bei der Betreuung von Kindern und Familien, damit Studierende über Angebote wie im Regenbogental Bescheid wissen, wenn sie beratend tätig werden. Auf diese Weise helfen die Lehrmethoden dabei, das Konzept der Palliative Care zum festen Bestandteil ihrer Berufsidentität zu machen. „Mir ist wichtig, dass Studierende Palliativpflege nicht ausschließlich mit Sterben und Tod gleichsetzen. Palliative Care ist vielmehr eine Haltung, die wir einnehmen. Sie gibt uns Orientierung im Handeln und sollte schon bei der Diagnosestellung gelebt werden, auch wenn noch ein heilendes Therapieziel verfolgt wird. Gleichzeitig muss sie im Sinne der Trauerbewältigung der Hinterbliebenen über den Tod hinausgehen“, erklärt Halbwachs.