FHWN setzt Akzente bei der Entwicklung neuer Technologien für die Pflege Wiener Neustadt, 28. Juni 2022 – Stellen Sie sich vor, Sie müssen einen Arzttermin für ein pflegebedürftiges Familienmitglied vereinbaren, wissen aber nicht, ob zu diesem Zeitpunkt nicht eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter des Pflegedienstes vorbeikommt. Hier kann die neue sprachgesteuerte Vorhersage der erwarteten Ankunftszeit helfen. Menschen mit Pflege- oder Betreuungsbedarf und ihre Angehörigen können diese Information mit Hilfe des Sprachassistenten CARU erfragen. Angst vor dem „Vergessen werden“ In den letzten Jahren häuften sich die medialen Hilferufe der Pflegedienstleistungsorganisationen. Das System stehe kurz vor einem Kollaps und man befinde sich inmitten eines Pflegenotstands. Pflege- und Betreuungspersonen arbeiten an ihrer Belastungsgrenze und pflegebedürftige Menschen leiden nicht selten unter dieser Situation. Betreuungs- und Pflegepersonal fällt krankheitsbedingt aus, Dienste verschieben sich, alte Menschen warten auf ihren Pflegedienst und sorgen sich, „vergessen zu werden“. Um die Unsicherheit des Wartens zu nehmen, entwickelte die FH Wiener Neustadt eine Funktion, mit der mit wenigen Worten die Ankunftszeit erfragt werden kann. Der Sprachassistent gibt automatisch die geplante oder bei Änderungen der Fahrtroute die neu berechnete Ankunftszeit wieder. Die neue Ankunftszeitvorhersage wurde in einem Feld- und Lab-Test mit den Johannitern Tirol getestet. Die Evaluierungsergebnisse der Wirtschaftsuniversität Wien zeigen den Nutzen der Funktion und zukünftige Ausbaumöglichkeiten. Die Ergebnisse eines Piloten zur Funktion „Ankunftszeitbenachrichtigung“ wurden von der FHWN und der WU Wien aufbereitet und werden bei der Konferenz GI_Salzburg22, der größten Geoinformatik Konferenz im europäischen Raum, präsentiert. Balance zwischen Funktionalität, Vertrauen, Sicherheitsgefühl und Privatsphäre Es sind bereits einige Sprachsteuerung- und Sprachassistenzsysteme am Markt verfügbar. Diese sind jedoch kaum an die Bedürfnisse von älteren Menschen mit Pflegebedarf angepasst. Außerdem wird die Datensicherheit dieser Sprachsysteme medial immer wieder in Frage gestellt. „Da der Sprachassistenten in einem sensiblen Umfeld agiert, mussten wir sehr auf die richtige Balance zwischen Funktionalität, Vertrauen, Sicherheitsgefühl und Privatsphäre achten. Dies wirkt sich natürlich auch auf den Funktionsumfang aus – nicht alles was technisch möglich ist, kann bzw. soll auch in Hinblick auf Datenschutz und Datensicherheit umgesetzt werden“, erklärt Cornelia Schneider, Leiterin des Instituts für Informatik der FHWN. Abbau von Barrieren Da die Bedienung des kleinen Helfers mittels Spracheingabe erfolgt, kann er dazu beitragen, Barrieren von IT-Systemen für ältere Menschen abzubauen. So wird es wesentlich einfacher für Pflegebedürftige mit ihren Betreuungskräften in Verbindung zu treten. Der Sprachassistent ermöglicht etwa per Sprachbefehl die Ankunftszeit des nächsten anstehenden Pflegetermins abzufragen. Nutzerinnen und Nutzer bei Entwicklung miteingebunden „Bei all unseren Projekten sind wir gemeinsam mit unseren Partnern und Partnerinnen, wie der WU Wien und den Johannitern, darauf bedacht, die Nutzerinnen und Nutzer ins Zentrum unseres Gestaltungsprozesses zu stellen. So können wir gemeinsam mit ihnen neue Funktionen erarbeiten. Die so gewonnen Erkenntnisse werden analysiert und fließen dann direkt in die Entwicklung ein. Mit diesem integrativen Vorgehen wollen wir die Akzeptanz wie auch einen möglichst hohen Mehrwert für unsere zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer sicherstellen“, so Schneider abschließend. „CARU cares“ – Projektpartner und -Partnerinnen CARU AG (Schweiz), Bonacasa AG (Schweiz), Hochschule Luzern – iHomeLab (Konsortialführung) (Schweiz), Johanniter Österreich Ausbildung und Forschung GmbH (Österreich), Wirtschaftsuniversität Wien (Österreich), Schneeweis Wittmann Grafik Design Werkstatt (Österreich), Korian (Belgien)