Care about Care: Neue Konzepte verbinden Pflege und Digitalisierung Wiener Neustadt, 29. Juni 2021 – Immer mehr Menschen haben den gleichen Wunsch: Ihren Lebensabend zu Hause zu verbringen. In vielen Fällen stellt allerdings genau diese Vorstellung eine große organisatorische und finanzielle Belastung dar – häusliche Pflege ist nicht nur aufwändig, sondern meist auch sehr kostenintensiv. Mit zunehmendem Alter und sich verschlechterndem Gesundheitszustand wird die häusliche Pflege auch mit professioneller Unterstützung immer anspruchsvoller. Daher hat sich das von der Fachhochschule Wiener Neustadt geleitete europäische AAL Projekt „Care about Care“ mit Projektpartnerinnen aus Österreich, Luxemburg, Belgien und der Schweiz zum Ziel gesetzt, das Ökosystem der professionellen Hauskrankenpflege (Pflegekräfte, pflegebedürftige Menschen, pflegende An- und Zugehörige, Pflegeorganisationen, Anbieter von Software- und AAL-Lösungen) zu unterstützen, indem neue Wege in der Zusammenarbeit und beim Informationsaustausch beschritten werden. Durch die Entwicklung sowie Kombination von IKT-Lösungen (Informations- und Kommunikationstechnik) soll dieses Problem langfristig gelöst werden. Räumliche Unabhängigkeit In dem Projekt, das über zweieinhalb Jahre geplant ist, werden Prozesse entwickelt, die Erleichterungen sowohl für Pflegekräfte als auch für Angehörige sowie den betreuten Personen bringen sollen. So wäre es beispielsweise möglich, dass professionelle Pflegekräfte, aber auch Therapeutinnen und Therapeuten, per „remote“-Kommunikation angehörige Pflegende anleiten. Dazu könnten u.a. so genannte Augmented Reality-Brillen zum Einsatz kommen, die dazu führen, dass Profis und pflegende Angehörige den gleichen Blick auf die von ihnen betreuten Personen haben. „Diese Lösung hätte den Vorteil der räumlichen Unabhängigkeit – das heißt, eine Therapeutin müsste nicht mehr zu all ihren Patientinnen und Patienten fahren, sondern könnte von überall aus ihre Tätigkeit ausüben. Ein weiterer Pluspunkt dieses Modells ist der Wegfall der Wegzeiten für professionelle Betreuungskräfte und eine potentielle Infektionsgefahr sowohl für Patientinnen und Patienten, als auch für Pflegekräfte“, erklärt Projektleiterin Cornelia Schneider, die mit ihrem Team die Technologien dafür entwickelt. Im Zentrum des Projekts steht neben dem Austausch von Informationen auch der Wissenstransfer zwischen Mitgliedern des Pflegenetzwerks. Ein von der Firma ilogs entwickeltes „Care Cockpit“ soll die virtuelle Informationsdrehscheibe dafür werden. Informations- und Kommunikationstechnologie als Gamechanger Was auf den ersten Blick wie eine einfach umzusetzende Lösung klingt, verlangt in Wirklichkeit eine ganze Reihe von Vorbereitungen und Tests. Eine Schlüsselrolle in der Planung neuer Systeme kommt der Informations- und Kommunikationstechnologie zu. „Unsere technischen Möglichkeiten werden von Tag zu Tag vielfältiger – das ist einerseits natürlich sehr positiv, weil es den Spielraum erweitert, andererseits ist es umso wichtiger, in der Planung viele unterschiedliche Aspekte zu beleuchten, damit die technische Infrastruktur schlussendlich die Bedürfnisse aller Beteiligten treffsicher abdeckt“, erklärt Schneider. Evidenzbasierte technische Entwicklung Um diese Zielsetzung zu erreichen, werden alle am Pflegeprozess Beteiligten in einzelne Projektphasen involviert. Die Lösung entwickelt sich so sukzessive hinsichtlich Benutzeranforderungen, Funktionalität, technischer Reife und Marktpotential weiter. Usability und User Experience sind vor allem bei einer älteren Zielgruppe essenziell, daher wird die Lösungsentwicklung vom Design-Team der Eichenberger-Szenografie begleitet. Um aussagekräftige Evaluierungsergebnisse zu bekommen, wird eine randomisierte kontrollierte Studie in drei Ländern (Österreich: Hilfswerk Niederösterreich, Luxemburg: Stëftung Hëllef Doheem und Belgien: Senior Living Group) durchgeführt. Die von der WU Wien geleitete begleitende Evaluierung (Usability, Akzeptanz, Nutzungsverhalten, Funktionsfähigkeit und Wirkungen) soll Aufschlüsse über Marktbarrieren und Markttauglichkeit geben. Das Geschäftsmodell zur Lösung wird von der österreichischen Firma ilogs sowie der belgischen Distrac Group entwickelt. Partnerorganisationen des Projekts „Care about Care“: • ilogs mobile software GmbH (Österreich) • Eichenberger-Szenografie (Schweiz) • Wirtschaftsuniversität Wien (Österreich) • Hilfswerk Niederösterreich (Österreich) • Senior Living Group (Belgien) • Stëftung Hëllef Doheem (Luxemburg) • Distrac Group (Belgien) Fördergeber*innen des Projekts „Care about Care“: • Active Assisted Living Programme • Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft aus Mitteln des BMK • Agentschap Innoveren & Ondernemen • FNR - Luxembourg National Research Fund • Innosuisse – Schweizerische Agentur für Innovationsförderung