Strom aus der Nachbarschaft: Sind Energiegemeinschaften die Lösung? Wieselburg, 7. April 2021 – Welche Rolle spielt die Biomasse bei der Strom-, Wärme- und Treibstofferzeugung? Wie gehen wir mit der nicht planbaren Erzeugung aus Sonne und Wind um? Und wo sollen Photovoltaikanlagen und Windräder überhaupt installiert werden? Es sind viele und entscheidende Fragen, mit denen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Campus Wieselburg im Rahmen des Projekts NETSE (Nutzerorientierte Entwicklung von Technologien und Services für Energiegemeinschaften) während der kommenden zwei Jahre beschäftigen werden. Strom untereinander nachbarschaftlich zu tauschen, war lange undenkbar. Das neue Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) soll nun den rechtlichen Rahmen schaffen, um genau dies zu ermöglichen. Etwas vereinfacht erklärt, soll es eine Energiegemeinschaft ermöglichen, dass man seinen selbst erzeugten Strom, wie beispielsweise aus einer Photovoltaikanlage, selbst weiterverkaufen kann. „In einer lokalen erneuerbaren Energiegemeinschaft muss dies in direktem Umfeld der eigenen Anlage geschehen, um so das übergeordnete Stromnetz zu entlasten. Der Strom soll nach Möglichkeit gleich dort verbraucht werden, wo er auch erzeugt wird. Da dabei auch nur die niedrigen Netzebenen genutzt werden, ist für diesen Strom auch ein reduzierter Netztarif vorgesehen“, erklärt Projektleiter Franz Theuretzbacher. Der konkrete Strompreis muss dabei zwischen den Handelspartnern vereinbart werden. Kommunikation zwischen Mini-Kraftwerken im Fokus Bevor Energiegemeinschaften in großem Stil umgesetzt werden können, gilt es allerdings noch viele Fragen zu beantworten. Die Fachhochschule Wiener Neustadt untersucht zusammen mit zahlreichen Forschungs- und Industriepartnern im Projekt NETSE unter anderem, welche Anforderungen die Kommunikationsschnittstellen bei Photovoltaik, Batteriespeicher und Co. erfüllt werden müssen, um in Energiegemeinschaften integriert werden zu können. Weitere Forschungsthemen betreffen die optimale Planung von Energiegemeinschaften, sowie die Art und Weise, wie diese organisiert sein sollten. Die Fachbereiche Nachhaltige Energiesysteme & Bio Economy sowie Consumer Science am Campus Wieselburg der Fachhochschule Wiener Neustadt beschäftigen sich damit, inwieweit Bedürfnisse von Nutzerinnen und Nutzern bei der Entwicklung von Dienstleistungen rund um die Energiegemeinschaft berücksichtigt werden müssen. „Dabei konzentrieren wir uns sowohl auf Aspekte der Akzeptanz, als auch auf Usabilityfragen, um so sicherstellen zu können, dass Energiegemeinschaften die Erwartungen, die ihre Mitglieder in sie setzen, auch tatsächlich erfüllen können“, so Theuretzbacher. Alle können Teil der Lösung werden Doch um Teil der Energiewende zu werden, muss man das Eigenheim nicht unbedingt zum Mini-Kraftwerk umbauen – auch für Menschen, die nicht selbst Strom erzeugen, soll in Zukunft die Möglichkeit bestehen, an nachhaltigen Energielösungen beteiligt zu sein. Zum Beispiel ist es möglich auch in sogenannte Gemeinschaftsanlagen zu investieren. Das heißt, auch wenn man selbst nicht über eine geeignete Dach- oder Freifläche für Photovoltaik verfügt, kann man sich in Zukunft einen Anteil einer gemeinsamen Anlage sichern, um so zumindest einen Teil des eigenen Verbrauchs zu decken. Rahmendaten zum Projekt: NETSE – „Nutzerorientierte Entwicklung von Technologien und Services für Energiegemeinschaften“, gefördert durch den Klima- und Energiefonds (Forschungsprogramm: Stadt der Zukunft, 7. Ausschreibung) Projektkonsortium: • Fachhochschule Wiener Neustadt – Campus Wieselburg • BEST - Bioenergy and Sustainable Technologies GmbH • 4Ward research GmbH • Austrian Institute of Technology GmbH • EVN AG • Netz Niederösterreich GmbH • Microtronics Engineering GmbH • WEB Windenergie AG • Stadtgemeinde Wieselburg