Der (richtige) Tritt in die Pedale Wiener Neustadt, 19. Februar 2021 – Während niedrigere Trittfrequenzen bei gleicher Leistung durch eine geringere Sauerstoffaufnahme ökonomischer sind, muss die aufgewendete Kraft größer sein, weshalb Radsportler oft höhere Trittfrequenzen im Bereich von 90 Umdrehungen pro Minute bevorzugen, um die muskuläre Belastung zu reduzieren. Doch ist das die ideale Technik in Bezug auf die Sauerstoffversorgung des Muskels? Wenige Studien beschäftigten sich bisher mit dem Effekt der Trittfrequenz auf die muskuläre Sauerstoffextraktion. Da der oxidative Stoffwechsel bei sportlichen Belastungen ab einer Zeitdauer von etwa zwei Minuten die dominante Quelle der Energiebereitstellung ist, wird im Rahmen eines Forschungsprojekts der Fachhochschule Wiener Neustadt bei radtrainierten Probanden untersucht, ob Trittfrequenzen von 60 und 90 Umdrehungen pro Minute bei unterschiedlichen Belastungsintensitäten einen Einfluss auf die Sauerstoffextraktion der Oberschenkelmuskulatur haben. „In dieser Studie untersuchen wir, ob sich die Sauerstoffversorgung des Muskels bei unterschiedlichen Trittfrequenzen und Intensitäten verändert. So könnte zum Beispiel eine Trittfrequenz von 90 Umdrehungen pro Minute bei hohen Intensitäten eine bessere Sauerstoffversorgung gewährleisten und damit die Ermüdung verzögern“, erklärt der Leiter der Fakultät Sport an der FH Wiener Neustadt, Alfred Nimmerichter. Sauerstoffversorgung als Gamechanger Mittels Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) wird unter Laborbedingungen die Sauerstoffextraktion bestimmt, um einen Einblick in Sauerstoffzufuhr und -verwertung zu erhalten. Dabei wird ein Lichtstrahl im nahen Infrarotbereich durch die Haut in den Muskel geschickt. Infrarotes Licht in diesem Frequenzbereich wird von den Bestandteilen des Blutes, die den Sauerstoff transportieren (Oxyhämoglobin und De-oxyhämoglobin), in unterschiedlichem Maße absorbiert, weshalb das rückstrahlende Licht, das gemessen wird, zur Bestimmung der Sauerstoffextraktion im Muskel herangezogen werden kann. Mit seinen beiden Diplomanden Sandro Jennewein und Stefan Sölkner, die im Radsport beide wahrlich keine unbeschriebenen Blätter sind, will Nimmerichter wertvolle Erkenntnisse für die Sportler zutage bringen. Für die beiden Cyclisten geht mit der Studie ihr Master-Studium „Training und Sport“ an der FH Wiener Neustadt zu Ende. „Dass wir das Studium absolvieren und dabei auch unseren Sportausüben können , ist eine Supersache. Durch die Expertise an der FH war es wirklich leicht, das spannende Studium, Training und Privatleben unter einen Hut zu bringen“, zieht Jennewein zufrieden Bilanz. Das Thema ihrer Abschlussarbeit haben die beiden natürlich nicht zufällig gewählt. „Klar erhoffen wir uns durch die Ergebnisse, dass wir für uns selbst auch die ideale Mischung finden. So schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Mit der Arbeit schließen wir das Studium ab und tun gleichzeitig auch etwas für unsere sportliche und berufliche Weiterentwicklung“, meint Sölkner, der nicht zuletzt aufgrund dieser Studie erst kürzlich als neuer Nationaltrainer für den Nachwuchs des österreichischen Radsportverbandes engagiert wurde. Berufliche Perspektive nach der Sportkarriere Für Sportlerinnen und Sportler stellen der Bachelor- und der Master-Studiengang „Training und Sport“ eine attraktive Ausbildungsmöglichkeit dar. Neben den primären Studieninhalten in Sachen Trainingswissenschaften können Absolventinnen und Absolventen nach dem Studium auch als Trainerinnen und Trainer, in der Talentsichtung oder im Management arbeiten. Dass es bei ihnen Training und Sport an der Fachhochschule wird, war beiden relativ schnell klar. „Ein cooler Studiengang, von Physiologie über Training bis hin zu Fächern wie Statistik oder Management ist alles dabei“, erzählt Jennewein. Und wenn man zufällig kein Radprofi ist? „Es hätte sonst auch noch einige Studiengänge an der FH gegeben, die mich sehr interessiert hätten. In der Technik gibt es da zum Beispiel sehr spannende Studiengänge wie Mechatronik oder Robotik“, schwärmt Sölkner. Doch die Zeit erlaubt kaum mehr als ein Studium. „Aber wer weiß, vielleicht gebe ich mir später noch ein technisches Studium.“