Logopädie: Praktische Erfahrungen während der Pandemie Wiener Neustadt, 2. Dezember 2020 – Normalerweise herrscht in den logopädischen Räumlichkeiten am Campus 1 der FH Wiener Neustadt zu dieser Zeit reges Treiben. In vier Behandlungsräumen, einem Audiometrietraum und einem Supervisionsraum wird das erworbene theoretische Wissen unter möglichst realen Bedingungen in aktives Tun umgewandelt. Die Studierenden diagnostizieren, beraten und behandeln einmal pro Woche eigenständig - unter fachkompetenter Supervision – Probandinnen und Probanden, die sich freiwillig dazu melden. Dadurch wird die Verbindung von Theorie und Praxis optimal gefördert. Studiengangsleiterin Angelika Jungwirth freut sich über die innovativen und kreativen Wege, die Lehrende und Studierende gemeinsam in dieser herausfordernden Zeit beschreiten. „Wir gehen in unserer Lehrpraxis völlig neue Wege. Dank des hohen Engagements unserer Lehrenden und Studierenden gelingt es uns auch in dieser herausfordernden Zeit unsere Patienten und Patientinnen weiterhin zu versorgen.“ Digitale Lehrpraxis Doch besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen – durch die Umsetzung dieser können Studierende auch während Pandemie und Lockdown praktische Erfahrungen sammeln. Die Digitalisierung der Lehrpraxis erfolgt per Live-Stream - die Behandlung kann orts- und personen-unabhängig inter- und supervidiert werden, dazu werden Workshops für Studierende zur interaktiven Nutzung von Webkonferenztools und Umsetzung von Übungen und Aufgaben angeboten. Diese Schritte stellen nicht nur eine gute Alternative in der aktuellen Situation dar, sondern bereiten Studierende auch auf zukünftige Herausforderungen vor. „Die Umsetzung digitaler Therapien im Rahmen unserer Lehr- und Forschungspraxis stellten Studierende vor neue didaktische und therapeutische Herausforderungen. Durch kompetente Supervision und gemeinsame Reflexion kann dies für die zukünftige therapeutische Praxis ideal genutzt werden. Tele-therapeutische Maßnahmen werden ein integraler Bestandteil unserer Praxis bleiben“, erklärt Simon Sollereder, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter mit den Studierenden arbeitet. Perfekte Vorbereitung auf zukünftigen Arbeitsalltag Das Erlernen von neuen didaktischen Werkzeugen bei digitalen Remote-Behandlungen oder der Transfer evidenz-basierter Therapieprotokolle in ein teletherapeutisches Setting machen die Studierenden zukunftsfit und kommt bei ihnen dementsprechend gut an. „Das Weiterführen im Online-Format ermöglicht es uns, auch ohne Anwesenheit praktische Erfahrungen zu sammeln. Online-Therapie stellt uns dabei vor viele neue Herausforderungen, wie etwa Interaktivität oder auch schwierige Behandlungssettings bei den Patientinnen und Patienten zu Hause. In der Online-Lehrpraxis können wir uns diesen in einem geschützten Rahmen stellen und uns ausprobieren“, freuen sich die Studierenden Veronika Pollack und Daniel Krammer. Präsenz bleibt wichtig Doch auch wenn die neue digitale Komponente der Ausbildung in Zukunft wohl nicht mehr wegzudenken sein wird, bleibt auch die Erfahrung in Präsenz ein wichtiges Thema. Aus diesem Grund wird auch bereits für die Zeit nach der Pandemie geplant. Etwa mit dem Projekt „Vorlesen – Arbeit mit Bilderbüchern“. Familien, deren Kinder im Verein „Startklar“ eine Spielgruppe zur Deutschförderung besuchen, haben in der „Bibliothek im Zentrum“ die Möglichkeit der kostenlosen Sprachförderung im Rahmen von Vorlesestunden mit Studierenden. Diese sammeln wiederum wertvolle Erfahrungen für ihr späteres Berufsleben. Das Projekt, das Ende Oktober abgeschlossen werden konnte, soll auch in Zukunft fortgeführt und ausgebaut werden. „Für die Sprachentwicklung und auch für das spätere Lesen und Schreiben ist ein frühes Vorlesen sehr wichtig. Die Studierenden können das theoretische Wissen durch diese Realsituation wunderbar in die Praxis umsetzen“, betont Jungwirth die Vorteile der Kooperation.