Studie der FH Wiener Neustadt zeigt: Spermidin verbessert Gedächtnisleistung Wiener Neustadt, 11. Februar 2020 – Dass Demenz im Alter ein schwerwiegendes und ernstzunehmendes gesellschaftliches Thema ist, wird im Alltag nicht nur in den Altersheimen und Pflegeeinrichtungen immer offensichtlicher. Obwohl weltweit Millionen in die Demenzforschung investiert werden, beendeten bereits die ersten Pharmaunternehmen ihre Forschung, weil bisher kein geeigneter Ansatz zur Bekämpfung der Erkrankung gefunden werden konnte. Umso erfreulicher sind die Ergebnisse einer neuen Studie der Fachhochschule Wiener Neustadt: Sie zeigen, dass der natürliche Stoff Spermidin einen erheblichen Einfluss auf die geistige Fitness hat und somit ein starker Verbündeter im Kampf gegen Demenz ist. Spermidin ist ein natürlicher Stoff, der der vor Allem in Weizenkeimen, aber auch in anderen Nahrungsmitteln, wie beispielsweise in Rotwein, vorkommt. Es zählt neben Putrescin und Spermin zu den Polyaminen, die essenziell für das Wachstum und die Funktion von Zellen sind und diese jung und gesund hält, indem es den Selbstreinigungsprozess der Zellen anregt. Dieser Vorgang wird Autophagie genannt. Mit zunehmendem Alter nimmt die Konzentration an Spermidin und somit auch die Autophagie im Körper ab. Das führt wiederum dazu, dass sich Ablagerungen im Gehirn bilden, die zu Alzheimer oder Demenz führen können. Gesunde Spermidin-hältige Ernährung gegen Demenz Studien haben bereits gezeigt, dass erhöhte Konzentrationen von Spermidin kardiovaskuläre und tumorbedingte Erkrankungen sowie auch Entzündungen durch den Einfluss auf Zellhomöostase, Zellwachstum, Zellproliferation, Geweberegeneration und durch antioxidative Wirkung positiv beeinflussen können. Auch die Lebenserwartung kann sich dadurch um einige Jahre erhöhen. Der Frage, welche Auswirkungen Spermidin auf die kognitive Leistungsfähigkeit älterer Menschen im Zusammenhang mit Demenz hat, ging ein Team des Studienganges Biomedizinischen Analytik an der FH Wiener Neustadt unter der Leitung von Dr. Thomas Pekar, MA in Kooperation mit Univ. Prof. Dr. Reinhart Jarisch, FAZ-Floridsdorfer Allergiezentrum und Direktor Aribert Wendzel, MSc., Gepflegt Wohnen nun nach. Im Zuge der Studie wurde die Ernährung von 85 Bewohnerinnen und Bewohnern in den Häusern der Gepflegt Wohnen Gruppe in Hart bei Graz, Stubenberg am See, Sinabelkirchen, Allerheiligen, Gamlitz und Übelbach für die Dauer von drei Monaten umgestellt: Sie frühstückten an sechs Tagen pro Woche Kornsemmeln und Kornspitz, in die im Zuge der Herstellung spermidinreiche Weizenkeime vom Bäcker eingearbeitet worden waren. Um die kognitive Leistungsfähigkeit der Probandinnen und Probanden zu testen, wurde zu Beginn und am Ende der Studie ein „CERAD-Plus-Test“ durchgeführt, der verschiedene kognitive Fähigkeiten prüft. Außerdem wurde den Probandinnen und Probanden während der drei Monate vier Mal Blut für die Bestimmung der Spermidinkonzentration abgenommen. Signifikante Ergebnisse, wertvolle Erkenntnisse Die Studie brachte einige sehr wertvolle Erkenntnisse – die wichtigsten kurz zusammengefasst:  Die Spermidinkonzentration im Blut nimmt mit zunehmendem Alter ab Es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Spermidinkonzentration im Blut und der Gedächtnisleistung der betroffenen Person Bereits ein Monat nach der Umstellung auf spermidinreiches Frühstück war eine Anhebung des Spermidinspiegels beobachtbar Drei Monate nach der Ernährungsumstellung zeigen die Probandinnen und Probanden bereits signifikant verbesserte Gedächtnisleistungen  Alle Bewohnerinnen und Bewohner der Pflegeheime sollen nun in Zukunft weiterhin spermidinreiche Kost bekommen – nach einem Jahr ist eine erneute Prüfung des positiven Effekts geplant. Neben Weizenkeimen weisen übrigens auch getrocknete Sojabohnen, Cheddarkäse und Kürbiskerne einen sehr hohen Anteil an Spermidin auf und gelten somit ebenfalls als Fitmacher für den Verstand.