Irrwege und Auswege beim Lesen und Schreiben Wiener Neustadt, 14. Juni 2018 – Rund 100 Studierende, Alumni, LogopädInnen aus der Praxis sowie Volksschul-PädagogInnen kamen am 8. Juni der Einladung zu „(ver)schreiben & (ver)lesen – Open Lecture zum Thema Schriftsprache im interdisziplinären Kontext“ nach. Der Erwerb und der Verlust von schriftsprachlichen Kompetenzen stellt besondere Herausforderungen an die logopädische Diagnostik und Therapie. Aus diesem Grund lud der Bachelor-Studiengang Logopädie drei renommierte Expertinnen an die FH Wiener Neustadt, um gemeinsam mit ihnen Schwerpunkte von entwicklungsbedingten und erworbenen Störungen des Lesens und Schreibens zu definieren und interdisziplinäre Ansätze zu diskutieren.   „Die Open Lecture betonte einmal mehr die Wichtigkeit von effektiven Ansätzen für die Therapie im Bereich des Lesens und Schreibens. Die Verknüpfung therapeutischer und wissenschaftlicher Kompetenzen ist uns auch im Studium ein großes Anliegen“, so Mag.a Angelika Jungwirth, Studiengangsleitung Logopädie an der FH Wiener Neustadt.   Die Referentinnen ermöglichten einen interdisziplinären Zugang zum Thema Schriftsprache. Prof.in Dr.in Agi Schründer ist Erziehungswissenschaftlerin, Susanne Seifert, PhD, Patholinguistin und Prof.in Dr.in Irene Ablinger-Borowski vom Grundberuf Logopädin.   Prof.in Dr.in Agi Schründer unterrichtet allgemeine Grundschulpädagogik und -didaktik an der Universität Potsdam. Entwicklungsorientierte Modelle sollen die wissenschaftliche Basis für therapeutische Interventionen sein – so die Kernaussage ihres Beitrags zur Open Lecture. Dabei sei die Diagnostik grundlegender Lesefertigkeiten sowie die Förderung von Lesetechnik und Leseflüssigkeit unbedingt notwendig. „Kinder müssen wieder zum Lesen motiviert werden“, schließt Prof.in Dr.in Agi Schründer ihren Vortrag an der FH Wiener Neustadt ab.   Susanne Seifert, PhD, ist am Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft (Arbeitsbereich für Integrationspädagogik und Heilpädagogische Psychologie) an der Karl-Franzens Universität in Graz tätig. „Es benötigt eine frühzeitige und sichere Identifikation der individuellen Problematiken der Kinder durch ihre LehrerInnen. Maßgeschneiderte Förderung- und Therapieprogramme sind nach evidenzbasierten Leitlinien auszurichten“, ist Susanne Seifert, PhD, ein großes Anliegen.   Prof.in Dr.in Irene Ablinger-Borowski unterrichtet Logopädie/Sprachtherapie an der Hochschule für Gesundheit in Bonn. Ihr Beitrag handelte von erworbenen Dyslexien (Anm.: Trotz normalem Seh- und Hörvermögen ist die Fähigkeit eingeschränkt, Wörter oder Texte zu lesen und zu verstehen.) und wie diese begründend zu diagnostizieren und zu therapieren sind. Symptome bei Kindern mit Lese-Rechtschreibschwierigkeiten und Erwachsenen nach Schlaganfällen können einander ähneln. In beiden Fällen sind Blickbewegungsanalysen eine sinnvolle Ergänzung zur klinisch-logopädischen Diagnostik. „Evidenz- und forschungsbasierte Therapieansätze zeigen signifikante Verbesserungen im Hinblick auf den erfolgreichen Schriftspracherwerb“, fasst Prof.in Dr.in Irene Ablinger-Borowski die Kernaussage der Open Lecture in einem Satz zusammen.   Im Anschluss fanden Poster-Präsentationen von Bachelor-Arbeiten des Abschlussjahrgangs statt. Die Studierenden erhielten durchgehend positives Feedback für die Professionalität und das hohe Niveau ihrer Präsentationen sowie die Wissenschaftlichkeit ihrer Bachelor-Arbeiten.