Bildung als Patchwork? - Bologna-Tag aller österreichischen Hochschulen Eisenstadt, 22. März 2018 - Inwieweit ist beruflich erworbenes Know-how für ein Studium anrechenbar? Wie können Kompetenzen Geflüchteter überprüft werden, deren Diplome verloren gegangen sind? Und welche Modelle, Verfahren sind erfolgreich? – Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt des diesjährigen „Bologna-Tages“ des Österreichischen Austauschdienstes (OeAD) an der FH Burgenland, die gemeinsam mit der FH Wiener Neustadt Gastgeber der Konferenz war. Jugend-Landesrätin Astrid Eisenkopf betonte bei der Eröffnung, dass Internationalisierung vor allem als Chance zu sehen sei – für Regionen ebenso wie für jeden Einzelnen.  Besonderes Augenmerk legten die Verantwortlichen bei der Gestaltung des Tagungsprogramms auf Modelle zur Qualitätssicherung von Anerkennungsprozessen früherer, beruflicher oder nicht zertifizierter Lernerfahrungen, unter anderem für Geflüchtete oder für angehende hochschulische Quereinsteiger mit beruflichen Vorkenntnissen. Die Kernfrage dabei lautete: Inwiefern ist es möglich, nicht-akademische, aber für das Studium fachlich relevante Vorkenntnisse transparent abzuprüfen, mit ECTS-Credits zu bewerten und somit die Studienzeit insgesamt zu verkürzen? Mag.a Astrid Eisenkopf, für Jugendagenden zuständige Landesrätin:  Wer die Welt im Auge hat, hat alle Chancen in den Händen. Getreu diesem Motto, freuen wir uns sehr, dass das Burgenland Gäste aus dem In- und Ausland begrüßen kann, die an der für junge Menschen so wichtigen Internationalisierung der Ausbildung arbeiten. Das Burgenland war immer eine Region an der Grenze, hat eine der erfolgreichsten Entwicklungsperioden aber zu der Zeit erlebt, als diese Grenzen gefallen sind. Ich unterstütze die internationale Zusammenarbeit von Hochschulen und möchte auch persönlich den Studierenden ans Herz legen, das Bildungsangebot mit all seinen internationalen und interkulturellen Angeboten bestmöglich für die weitere Entwicklung zu nutzen. Dr. Stefan Zotti, Geschäftsführer OeAD-GmbH:  Erfolgreiche Hochschulen erkennt man heute daran, dass sie ihre Studierenden auf die Herausforderungen einer globalisierten Wirtschaft vorbereiten und selbst international aufgestellt sind. Das beginnt bei fremdsprachigen Lehrangeboten und geht über international erfahrene Lehrende bis hin zu gezielten Mobilitätsprogrammen, die das eigene Ausbildungsprogramm ergänzen. Internationalisierung ist eine umfassende Reformagenda für unsere Hochschulen und ein Geheimnis des Erfolgs aller Top-Institutionen weltweit. Mag. Georg Pehm, Geschäftsführer der FH Burgenland: Wir sind überzeugt, dass in einer globalisierten Welt das „Über-den-Tellerrand-schauen“ eine absolut wichtige Rolle in der Entwicklung junger Menschen spielt. An der FH Burgenland haben wir deshalb eine eigene Strategie erarbeitet, die die Rahmenbedingungen für Studierende festlegt und damit diese überaus wertvolle internationale Vernetzung unserer Hochschule mit internationalen Partnern sichergestellt. Wir vermitteln in allen unseren Studienprogrammen Kulturtechniken, Sprachen und ermöglichen konkrete Auslandserfahrungen – das stellt einen enormen Schatz für unsere Studierenden dar. Mag. Josef Wiesler, Geschäftsführer der FH Wiener Neustadt: Heuer sind erstmals zwei Fachhochschulen gemeinsam Veranstalter des jährlichen Bologna-Tages. Dieser Kooperationsgedanke zwischen der FH Burgenland und der FH Wiener Neustadt ist ein Zeichen für aktive Vernetzung. Das lebt die FH Wiener Neustadt auch auf internationaler Ebene. Durch unsere 95 Partnerhochschulen und durch die starke Vernetzung mit internationalen Partnern aus Wirtschaft, Industrie und Forschung knüpfen unsere Studierenden bereits während des Studiums wertvolle Kontakte für eine aufstrebende Karriere. Darüber hinaus tragen unser Institut für Sprachen, aber auch unsere vier englischsprachigen Studiengänge dazu bei, Internationalität an der FH Wiener Neustadt erlebbar zu machen.  Die Anerkennung und Anrechnung von non-formalen und informellen Kompetenzen ist ein wichtiges Zukunftsthema – nicht nur im Kontext der Internationalisierung, sondern auch angesichts großer Trends, wie Digitalisierung, lebenslanges Lernen und Migration. Am heutigen Bologna-Tag wollen wir gemeinsam die unterschiedlichen Facetten dieser Herausforderungen diskutieren und uns für die Qualitätssicherung von Anerkennungs- und Anrechnungsverfahren aussprechen. Prof.(FH) Mag. Dr. Michael Roither, Vizerektor für Internationales an der FH Burgenland: Internationalität war immer schon im Fokus der FH Burgenland: Der erste genehmigte FH-Studiengang Österreichs war 1994 „Internationale Wirtschaftsbeziehungen“. In den Folgejahren kamen zahlreiche Aktivitäten in diesem Bereich dazu. Jährlich begrüßen wir rund 250 Studierende aus derzeit 44 Nationen. Trotz mehr als zwei Drittel berufsbegleitend Studierender gehen rund 150 Studierende pro Jahr ins Ausland – an eine der 81 Partnerhochschulen in 24 Ländern. An die FH Burgenland kommen rund 50 Studierende pro Jahr. Und: Rund 25 Prozent der gesamten Lehre an der FH hat internationalen Bezug, sprachlich oder inhaltlich. Wir arbeiten daher weiterhin an der konkreten Planung neuer Maßnahmen, um unsere Hauptziele noch besser zu erreichen. Regelmäßiger Kontakt von Lehrenden und Forschern mit Partnerhochschulen, vermehrtes Engagement im Bereich internationaler Lehr- und Forschungsprojekte, die Steigerung der Mobilität von Studierenden und Lehrenden sowie speziell die Steigerung von Kurzmobilitäten, die unseren vorwiegend berufsbegleitend Studierenden Rechnung tragen. Stipendienprogramme der OeAD-GmbH Über das zahlenmäßig größte Mobilitätsprogramm Erasmus+, das die Nationalagentur in der OeAD-GmbH abwickelt, gingen im vergangenen 107 Burgenländer/innen aus dem tertiären Bereich ins Ausland (73 Studierende, 34 Staff). 369 Personen waren es insgesamt seit dem Start der laufenden Programmperiode 2014 bis 2020 (256 Studierende und 113 Staff). Mit CEEPUS, einem multilateralen Austauschprogramm mit Mittel-, Ost- und Südosteuropa, waren im Vorjahr elf Studierende und Lehrende in Kroatien (5), Slowakei (3), Tschechien (2) oder Ungarn (1). 58 Personen kamen mit CEEPUS an die FH Burgenland. Die Stipendien erhalten Studierende und Graduierte vom jeweiligen Gastland, so auch österreichische. Für Kroatien, wo es die meisten Burgenländer hinzieht, belaufen sie sich auf 175 Euro für Studierende bis 484 Euro für Lehrende. Ab einem Aufenthalt von zwei Monaten können österreichische Teilnehmer aus Mitteln des BMBWF einen Mobilitätszuschuss in Höhe von 200 Euro beantragen sowie einen Reisekostenzuschuss. Der nächste Einreichtermin ist der 15. Juni. Auslandserfahrungen können Studierende auch an einem der Sommerkollegs des BMBWF sammeln. Die FH Burgenland organisiert jedes Jahr sechs dieser Sprachkurse in Zentral-, Ost-Südosteuropa. Anmeldungen sind je nach Zielland bis 22. April (Moskau) und 15. Mai möglich.  Bologna-Tag und seine Gäste  Zu Gast am Studienzentrum Eisenstadt waren namhafte Expertinnen und Experten aus Deutschland und Schweden und 160 Vertreter der Hochschulen, des BMBWF sowie hochschulexterner Beratungsstellen und Sozialpartner. Link zum Programm der Tagung: www.oead.at/bologna-tag2018 Der Bologna-Tag 2018 wird von der OeAD-GmbH gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) aus Mitteln des Erasmus+ Projekts „Pro.Mo.Austria+ // Promoting Mobility. Fostering European Higher Education Area (EHEA) Commitments in Austria“ umgesetzt.